1325b16ff. als Elemente des praktischen Lebens genannt werden,
sind Aktivitäten des obersten Seelenteils.Dessen Tugend ist laut Pol.
VII 15,1334a23 die für die Mußezeit erforderliche Philosophie,was
sich mit EN X 7,1177b4-24, deckt,wo der Inhalt der schole als theo-
ria bestimmt wird.Neben dem kontemplativen Glück kennt Aristo-
teles E N X 8 ein auf den ethischen Tu g enden basierendes „politi-
s c hes“ Glück . Das Verhältnis zwischen beiden Glück s a r ten deutet L.
so, daß die Aktualisierung der Tugend der Vernunft die Aktivierung
der ethisch - p o l i t i s chen Tu genden vo ra u s s e t z t . Au f g a be des Mensch e n
ist es,B ü r ger in einer Polis zu sein und zu einem Philosophen zu we r-
d e n , der das Göttliche im Menschen re a l i s i e r t . Dieses philosophisch e
G l ü c k ist aber selbst im besten Staat nicht allen Bürge r n zugänglich .
Für C. Rowe (121-133), der den Superlativ teleiotate arete (EN I
7) jetzt wie Lisi auf die sophia bezieht,stimmen Aristoteles und Pla-
ton darin überein,daß die beste Lebensform die philosophische ist;
Im Anschluß an S.Broadie nimmt R.an, daß der bios theoretikos das
praktische Leben nicht ausschließt; denn im kontemplativen bzw.
p ra k t i s chen Leben muß nicht jeder Moment von theore t i s cher bzw.
p r a k t i s cher Aktivität ausfüllt sein, s o n d e r n es ge n ü g t , wenn das
b e t r e f fende Leben durch sie überwiegend geprägt wird . G e ge n
K r auts A n s i ch t , daß Platon vom Philosophen nur ausnahmsweise ein
politisches Engagement fordere, verweist Rowe darauf,daß für Pla-
ton Gerechtigkeit nicht mit der Betrachtung der Ideen identisch ist,
s o n d e rn sich in ge re chten Handlungen äußert (R ep.4 4 2 e - 4 4 4 a ) . D i e
Frage, ob ein Philosoph sich in nicht-idealen Staaten politisch betä-
t i gen soll;w i rd von Platon so beantwo rt e t , daß sich die besten Leute
am besten von der Politik fernhalten (Rep. IX). Damit berührt sich
die Ansicht des Aristoteles,daß der gute Mann zwar als Bürger seine
Pflicht erfüllen,aber keine aktive politische Rolle spielen wird.
Die von Pe l l e g rin geleugnete konzeptionelle Einheit der Po l i t i k
arbeitet A . N e s ch k e - H e n t s ch ke (135-151) hera u s . Ke r n der Po l i t i k
ist die T h e o r ie der besten Ve r fassung (Po l . V I I - V I I ) , die A r istoteles als
v i r tuelle Praxis dars t e l l t , indem er zeigt, was der Gesetzgeber unter
idealen Bedingungen täte. Po l . I-II und III bilden hierzu zwei alter-
n a t i v e Einleitunge n . In Po l.IV-VI defi n i e r t A r istoteles die politisch e
Wi s s e n s chaft als t e c h n e und entwickelt Maßnahmen für eine re e l l e
P ra x i s . Da die beste Ve r fas sung als Gegenstand der T h e o r ie ke i n
Objekt einer pra k t i s che n Wi s s e n s cha ft sein kann, stellt sich die
Frage nach ihrer Funktion in der Po l i t i k . Au s gehend von der Beo-
b a ch t u n g , daß in der Po l i t i k eine ge n e r i s c he Definition der Po l i s
fe h l t , findet N. - H . die A n t wo r t dari n , daß diese Lücke durch die
beste Ve r fassung ge s chl ossen wird , we l che die Gattung „Polis“ als
d e ren vo l l kommenste Individuation ve rt r i t t , so wie der gute Kitha-
rist die Kunst des Kitharisten hörbar macht (E N I 7,1 0 9 8 a 7 - 1 0 ) . Au s
der besten Ve r fass ung lassen sich so die Chara k t e ristika jeder Po l i s
abl e i t e n .
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Études platoniciennes II
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