
Résumés/Abstracts/Zusammenfassungen 3
Die deutsche politische Ökonomie ist gleichsam eine Terra incognita :
Neben einigen wenigen namhaften und vielbesuchten Regionen zählt
sie weite noch unerschlossene Landstriche, die man allenfalls vom
Hörensagen kennt. Wirtschaftswissenschaftlern der ganzen Welt sind
die Grundbegriffe Böhm-Bawerks vertraut, und die meisten haben von
Friedrich List gehört. Wie aber lässt sich eine "deutsche politische
Ökonomie" begrifflich umgrenzen ? In diesem Vorwort soll, ausgehend
von verschiedenen Sichtweisen des Wertbegriffs und des
Gemeinwohls, Begriffe, die in Ansätzen bereits bei Autoren wie
Matthias von Krakau oder Kaspar Klock zu finden sind, eine solche
Umgrenzung versucht werden. Eine Reise zu den Quellen führt zu dem
Schluss, dass der ökonomische Entwicklungsbegriff, der unter
verschiedenen Formen bei Klock, List, Schmoller, dem
geschichtswissenschaftlich gebildeten Menger und Schumpeter
abgehandelt wird und der bei Goethe einen dichterischen Höhepunkt
erreicht, seit der Periode des Kameralismus im Zentrum des
ökonomischen Denkens im deutschsprachigen Raum steht, während
amerikanische Lehrbücher ihn auf die 1960er Jahre zurückführen.
Existe-t-il une pensée économique allemande ? 1
Niall BOND
Mots clefs :
Fichte (Johann Gottlieb), List (Friedrich), Menger (Carl), Müller
(Adam), Priddat (Birger), Roscher (Wilhelm), Rüstow (Alexander),
Schmoller (Gustav), Schumpeter (Joseph), Sombart (Werner), Wagner
(Adolph), Weber (Max). Caméralisme, Ecole classique, économie du
marché, Historisme, individualisme méthodologique,
Nationalökonomie, protectionnisme, richesses des nations, science de
culture, Sozialökonomik, Smith (Adam), type idéal.
Abstract :
The frequently acknowledged specificity of German economic thought
is shown to have emerged from differing intellectual traditions going
back to the opposition between cameralism and the classical school. A
refusal of assumptions underlying pure economic theory that was
widespread in Germany was formulated by historicists and romantics
opposed to the reductionism of its methods and the values of