VORANSICHT
Sachanalyse
Zum literarischen Text
Der Text „Née en France. Histoire d’une jeune beur“ (1990) (Text A im Reclam-
Band: „Nées en France. Jeunes musulmanes dans la société laïque“) bildet die literari-
sche Grundlage für die vorliegende Unterrichtsreihe. Er ist ein Auszug aus dem gleich-
namigen Buch von Aïcha Benaïssa und Sophie Ponchelet und schildert die traumati-
schen Erlebnisse von Aïcha, deren Eltern aus Algerien nach Frankreich eingewandert
sind, ihre Kinder aber ihrer algerisch-muslimischen Tradition entsprechend erziehen.
Aïcha erlebt die Zerrissenheit zwischen Familienleben und Leben in der französischen
Gesellschaft schon sehr früh als sehr belastend, jedoch in zunehmendem Maße ab ihrer
Pubertät. Als ihre Familie von ihrer Beziehung zu dem italienischstämmigen Antonio
erfährt, wird sie nach Algerien gelockt und dort gegen ihren Willen festgehalten. Ziel
der Familie ist es, sie dort zu verheiraten.
Glücklicherweise holen sie ihre Eltern nach einer achtmonatigen Verschleppung nach
Frankreich zurück. Sie braucht allerdings lange, um dieses Trauma verarbeiten und in
der Ehe mit Antonio glücklich werden zu können. Der Kontakt zu ihren Eltern bleibt
belastet; ihr Lebensglück kann sie nicht mit ihnen teilen.
Zum landeskundlichen Teil
Aïchas Geschichte mag zwar ein Extremfall sein, die grundsätzliche Problematik, die
sie und ihre Familie durchleben, ist jedoch kein Einzelfall. Aïcha steht beispielhaft für
die deuxième génération, die irgendwo zwischen Tradition und moderner Gesell-
schaft ihre Identität sucht. Dies gilt für Männer ebenso wie für Frauen. Um zu verste-
hen, was Aïcha passiert und für uns beinahe unvorstellbar ist, und um die Geschichte in
den Gesamtkontext einordnen zu können, müssen die Schüler die faktischen Grundla-
gen dieser komplexen Thematik kennen: die Geschichte der Immigration, die speziel-
le Problematik der deuxième génération und die aktuelle Situation in Frankreich.
Didaktisch-methodisches Konzept
Zur Lerngruppe
Die vorliegende Unterrichtsreihe ist für die Oberstufe konzipiert. Die Lernenden soll-
ten in der Lage sein, selbstständig Texte zu lesen und zu erarbeiten, und über das nötige
Vokabular verfügen, um ihre Meinung äußern und begründen zu können. In der Unter-
richtsreihe werden die Lese-, Schreib- und Sprechkompetenz, Sprachmittlung und kul-
turelle Kompetenz gefördert.
Die Unterrichtsreihe ist für eine Lerngruppe mit 12 Schülern konzipiert; auf diese
Gruppenstärke sind auch die Hinweise ausgelegt. Mit entsprechenden Anpassungen
kann sie natürlich auch mit mehr Schülern durchgeführt werden. (Zum Beispiel kann
die Lehrkraft einzelne Schreibaufträge der Hausaufgabe M 8 doppelt vergeben.)
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