Autorin

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Hessischer Rundfunk
Redaktion: Heike Ließmann
Aufnahme: Marlene Breuer
WISSENSWERT
Philosophie zwischen Café und Fernsehshow
Die Rolle der Denker in Frankreich
(Bilinguale Sendung)
Von
Martina Zimmermann
Sendung: 29.06.2006, 8.30 –8.45 Uhr, hr2
Sprecherin = Autorin
Übersetzer, Zitator
06-070
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/ der Autoren zulässig. Die Verwendung zu Rundfunkzwecken bedarf der Genehmigung des
Hessischen Rundfunks.
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Atmo 1: „Bonjour à toutes et à tous! - Salut Bruno! Les choses sont
annoncées, passons au débat. Vous alles proposer des sujets.“
Länge: 57“
Autorin: Sonntag morgen kurz nach elf, im Café „Bastille“. Etwa
zwanzig Männer und Frauen sitzen an den Tischen um den
Philosophen Bruno Magret herum. Jeder kann ein Thema
vorschlagen, am Schluß wird abgestimmt.
Atmo 2: „Un, deux, trois, quatre....huit....“ Länge: 28“
Autorin: Das Thema, das die meisten Stimmen bekommt, lautet:
„Müssen wir unsere Motive verstehen, um frei handeln zu
können?“ Dominique, die es vorgeschlagen hat, erläutert, was sie
sich dabei gedacht hat. Es gehe um die Frage nach der
Beziehung zwischen Freiheit und Vernunft. Bruno hält einen
kleinen Vortag, als Einführung ins Thema:
Take 1: „Un certain nombre de siècles la tradition occidentale moderne qui est
différente de la tradition occidentale plus ancienne où la raison n’avait pas la
même ...au cours de l’histoire sa définition a changé et la façon ce qu’on
comprend par raison était différent des Grecs pour se reposer la question :
quel est le statut de la raison ? Est-ce que la raison permet
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véritablement… Est-ce qu’elle nous rend vraiment libre et est-ce que c’est
suffisant de comprendre pour pouvoir se libérer. Et d’ailleurs de quoi doit-on
se libérer ? Voilà bien le débat étant engager nous allons donner la parole
à Serge.“ Länge: 39“
Übersetzer: Jahrhundertelange westliche Tradition unterscheidet sich von
der früheren Tradition, in der die Vernunft nicht dieselbe Funktion
hatte. ... Welche Stellung hat die Vernunft heute? Reicht es,
etwas zu verstehen, um sich zu befreien? Wovon muß man sich
befreien? Gut, die Debatte kann beginnen!
Atmo 3: Café, Serge argumentiert.
Autorin: Bruno Magret begann 1993 mit dem allerersten „Café Philo“
der französischen Hauptstadt, 1996 gründete er seine eigene
Philosophenrunde, im Café an der Pariser Bastille. Mit den
„Cafés philos“ wurde eine alte französische Tradition neu belebt,
denn bereits vor 1789,
im Paris der Revolutionäre trafen sich
Intellektuelle in Cafés und Salons, um gemeinsam zu diskutieren.
Und nach dem Zweiten Weltkrieg waren es wieder die Pariser
Cafés, in denen die Existenzialisten ihre Schriften und Gdanken
entwickelten.
Heute gibt es Philosophenrunden in mehreren Cafés der
französischen Hauptstadt. Im „Bastille“ meldet sich Georges zu
Wort. Der ältere Herr redet zum Thema „freies Handeln“:
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Take 2: „Il est évident que si chaque acte qu’on fait dans la vie demandait trois
heures de réflexion, on raterait tous les bus. Mais quelqu’un dit très
justement qu’on n’agit pas libre dans 90 pourcent des actes de notre vie.
Seulement si un jour tu te posais dans la situation de Hamlet, te suicider
ou pas, est-ce que tu prendrais pas le temps de réfléchir et de peser le
pour et le contre comme Hamlet ? Etre ou ne pas être ? Voilà un acte
authentiquement libre ! Prendre le bus, acheter une pâte dentifrice, ce ne
sont pas des actes libres. Mais pourquoi mettre la liberté au niveau des
égouts?“
Länge: 41“ + 32“ Atmo
Übers: Es ist klar, wenn jede Handlung im Leben drei Stunden
Überlegung benötigt, würden wir jeden Bus verpassen. Aber
jemand sagte sehr richtig, daß man in 90 Prozent aller
Handlungen nicht frei handelt. Versetz dich aber mal in die Lage
von Hamlet: dich umbringen oder nicht. Würdest du dir nicht die
Zeit nehmen, das für und wider zu überlegen wie Hamlet? Sein
oder nicht sein. Den Bus nehmen, eine Zahnpasta kaufen, sind
keine freien Handlungen. Aber warum sollte man die Freiheit auf
ein solches Niveau der Abwässer setzen?
Autorin (über Gelächter):
Und so geht es, von 11 Uhr morgens bis um halb zwei, bis die
Mägen knurren. Bevor einige gemeinsam essen und dabei weiter
diskutieren, faßt Georges zusammen, was die Diskussion gebracht
hat.
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Take 3: „Comme conclusion je voudrais simplement ajouter une chose : moi je
crois beaucoup à ce qu’a dit notre ami Socrates : se connaître soi-même,
le seule moyen d’être libre c’est vraiment se connaître soi-même.“ Länge:
20“+Atmo
Übers: Ich glaube, was unser Freund Sokrates gesagt hat: Man muß
sich selbst kennen, um frei zu sein.
Autorin: „Wir wollten erneut die Bastille stürmen, mit Worten,“ erinnerte
Bruno Magret seine Anhänger im April 2006, als sie das
zehnjährige Bestehen der Philosophenrunde feierten. Bruno ist
früher Koch gewesen, bevor er sich sein immenses Wissen selbst
aneignete. Seit über zehn Jahren zieht er als Philosoph durch
Vorortschulen und Philosophencafés:
Take 4: „Moi la philosophie déjà a transformé ma vie. J’ai travaillé dans une
entreprise capitaliste comme tout le monde, j’allais à mon boulot, je faisais
comme tout le monde, je donnais mon point de vue. A cette époque-là
j’étais quand-même assez révolutionnaire et un jour je me regardais dans la
glace je disais tu es bien gentille, tu fais des grands discours révolutionnaire
mais dans ta vie, tu fais finalement comme tout le monde. C’est ce qui
m’a violemment mis en face de moi-même et à un moment donné j’ai tout
abandonné, j’ai tout quitté, domicile, emploi, pour recommencer à zéro ma
vie et là j’ai versé dans la philosophie en tant que pratique, et
pour moi
la philosophie en tant que ce que je fais, en courant les banlieues , en
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allant dans les foyers des jeunes travailleurs depuis des années , en
enseignant cette pratique dans des classes d’enfants qui sont déscolarisés,
en allant dans les centres culturels, en essayant de créer partout des liens,
de la réflexion etc., c´est pour moi un acte extrêmement politique.“ Länge:
57“
Übers: Die Philosophie hat mein Leben verändert. Ich lebte wie alle,
arbeitete in einem kapitalistischen Betrieb. Wenn ich den Mund
aufmachte, tat ich meine Meinung kund, und die war recht
revolutionär. Und eines Tages schaute ich mich im Spiegel an
und sagte mir, du bist ein schöner Revolutionär: Große Reden
schwingen, aber im Leben machst du es wie alle anderen! Das
war ein gewaltiger Schock für mich, und ich habe alles verlassen,
meine Arbeit, meine Wohnung, und ein völlig neues Leben
angefangen.
Nun wende ich die Philosophie auch praktisch an: Ich arbeite in
den Vororten mit jungen Arbeitern, an Schulen mit jugendlichen
Schulschwänzern, in Kulturzentren, überall versuche ich, die Leute
zum gemeinsamen Nachdenken zu bringen.
Autorin:
Für ein Philosophencafé, das
im reichen 16. Arrondissement von
Paris stattfindet, verlangt Bruno Eintritt, ebenso für die
philosophischen Konsultationen, die immer mehr Leute in Anspruch
nehmen, die mit dem Psychiater nichts oder nichts mehr anfangen
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können. Reich wird er davon nicht, aber darum geht es ihm auch
nicht.
Atmo 4: Musik: Renaud Lied über BHL „L´entartré“ ... „le philosophe
des beaux quartier....“ Länge: ca 2´40
Autorin: Bernard Henri-Levy ist Autor zahlreicher Bücher, darunter eine
hochgelobte Sartre-Biografie. Sein Film „Bosna!“ ist eine
engagierte Dokumentation des Völkermords im ehemaligen
Jugoslawien. Der Alt- 68er mit dem dunklen wallenden Haar
gehört zum Club der „Neuen Philosophen“, die vor 30 Jahren mit
einem in Intellektuellenkreisen ungewöhnlichen Antikommunismus
antraten. Mit der Popularität von Bernard Henry-Levy, in
Frankreich kurz „BHL“ genannt, begann im auslaufenden 20.
Jahrhundert die Zeit der Medien-Philosophen. In seinem Chanson
kritisiert der Sänger Renaud, daß der Philosoph alles tue, um ins
Fernsehen zu kommen. Philippe Cohen beschreibt in „BHL, une
biographie“, sein – wie er es nennt - „Operetten-Engagement“.
Das Buch verkaufte sich hervorragend. BHL war überall, wo etwas
passierte, vom Kosovo bis Pakistan. Seine Kritiker meinen, daß
der Philosoph seine Konfrontation mit dem „Elend der Welt“ von
einer Luxussuite aus suche. Für sein jüngstes Buch „American
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Vertigo“ führte BHL die Recherche in einer Luxuslimousine mit
Chauffeur „auf den Spuren von Tocqueville“ durch Amerika. Er
traf Prominente wie Sharon Stone oder Woody Allen. Seitdem hat
Bernard Henri-Lévy in den USA über 100 000 Exemplare seines
aus dieser Reise entstandenen Werkes verkauft – soviel wie kein
anderer französischer Schriftsteller! Der Philosoph spricht sich in
„American Vertigo“ gegen den Antiamerikanismus aus,
Zitator: „Ich glaube noch immer nicht, daß es Grund gibt, an diesem
Land zu verzweifeln. ... Ich kann mich nicht vom Zusammenbruch
des amerikanischen Modells überzeugen, wie er in Europa
vorausgesagt wird.“
Autorin: Je provokanter die Thesen, um so höher ist die
Zuschauerquote. Diese Entwicklung zeigt sich besonders gut an
Tariq Ramadan. Der Schweizer ägyptischer Herkunft, Muslim und
Philosoph, wurde von den französischen Medien zum Sprecher
eines europäischen Islam gemacht. In „Muslimsein in Europa“
schreibt Ramadan:
Zitator: „Daraus folgt die Notwendigkeit, unsere Religion im Lichte
unserer Überzeugung in ihrer Universalität darzustellen, allerdings in
einer Weise, die unserer jeweiligen Umgebung angemessen ist: So
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gestaltet sich unseres Erachtens die Vorgehensweise, die den
Muslimen ermöglicht, ihre Präsenz in Europa in positiver Weise zu
begreifen.“
Autorin: Der muslimische
Schweizer durfte sich wortgewandt auf allen
Kanälen äußern, sobald es um Muslime ging. Er berät Tony Blair
im Kampf gegen Terrorismus und unterrichtet an der Universität
von Oxford. In Frankreich fiel der Schweizer Professor für
Philosophie und Islamwissenschaften in Ungnade, seit er als
„Fundamentalist im Schafspelz“ enttarnt wurde. Ramadan klagt
seither:
Take 5a: : „Pratiquement dans chacune des villes en France aujourd’hui où des
organisateurs musulmanes ou non désirent m’inviter, il y a des fins de nonrecevoir officiels, par les maires, par des députés-maires, par les
renseignements généraux qui interviennent, par des élus ou par des sources
qui peuvent être de pression, qu’il faut qu’il ne faut pas que cet homme
parle. C’est grave, ce n’est pas normal, et c’est même dangereux ; non
pas seulement simplement pour ce qui se passe en France mais pour
l’image que la France est en train de donner d’elle-même dans l’affaire de
la question de l’islam aujourd´hui.“ Länge: 35“
Übers: In praktisch jeder französischen Stadt, in die mich muslimische
oder nicht-muslimische Organisationen einladen, wird das von
offizieller Seite verhindert, von Bürgermeistern, von Abgeordneten,
von den Geheimdiensten, von anderen Lobbies, die nicht wollen,
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daß dieser Mann – ich – spricht. Das ist schlimm, das ist nicht
normal, und das ist gefährlich, nicht nur für Frankreich, sondern
auch für das Bild, das Frankreich in der Frage des Islam heute
abgibt.
Autorin: „Muß man Tariq Ramadan zum Schweigen bringen?“ fragt der
Journalist Aziz Zemouri in seinem gleichnamigen Werk. Der
Mitarbeiter des Pariser Figaro verteidigt Ramadan, der eine
Auslegung des europäischen Islam geprägt habe:
Take 5b: „Les médias par exemple ou les politiques sont quand-même les plus
fermés à la différence. En France c’est quand-même un des endroits les
plus fermés à la différence que ce soient les médias en général ou la
société politique etc... C’est quand-même un truc à noter contrairement à ce
qui se passe
aux Etats-Unis ou en Grande-Bretagne. Je crois que c’est
un modèle de porteur de bonheur pour les gens, d’ailleurs, de vivre comme
ils ont envie et sans que l’Etat décide si un tel peut se marier avec un
autre homme je ne crois pas que ce soit à l’Etat d’en décider ou qu’un
fille par exemple aille à l’école avec son foulard je suis pas sûr que ce soit
à l’Etat d’en décider mais si la fille a envie et pense que ça représente la
religion et sa pensée, elle a le droit d’aller à l’école avec son foulard. Ça
on a le droit dans les pays anglo-saxons mais on n’a pas le droit en
France.“
Länge: 45“
Übers: Die Medien oder die Politiker, sie sind
in Frankreich sehr
verschlossen, anders als in den USA oder in England. Die Leute
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sollen so leben, wie sie es für richtig halten, ohne daß der Staat
entscheidet, daß ein Mann einen anderen Mann heiraten darf. Der
Staat braucht doch auch nicht zu entscheiden, ob ein Mädchen
mit Schleier in die Schule darf, wenn sie dazu Lust hat. In den
angelsächsischen Ländern hat sie das Recht dazu, in Frankreich
nicht.
Autorin: Auch der 1949 in Paris geborene jüdische Philosoph Alain
Finkielkraut gehört zu den Medienstars. Er moderiert eine eigene
Sendung auf dem Kulturkanal von Radio France, und er ist häufig
Gast bei Diskussionen im Fernsehen. 1987 kritisierte der Philosoph
mit „La défaite de la pensée“ die Barbarei der modernen Welt.
Auch Finkielkraut wird den Neuen Philosophen zugerechnet. Er
warnt in „Au nom de l´Autre. Reflexions sur l´antisémitisme qui
vient“ vor dem sich ausbreitenden Antisemtismus. Als auf einer
Schülerdemo im März 2005 Pariser Schülern von
Vorortjugendlichen das Handy geklaut wird, lanciert er eine Petition
gegen den „antiweißen Rassismus“, macht sich zum Verteidiger
der „weißen Franzosen namens David und Sebastien“.
Atmo 5: Fernsehdebatte, gute Diskussionsatmo: „Voilà ce que je...
signé un appel.“
Länge: 1´35
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Autorin: So liegen die verschiedenen Communities mit ihren Anliegen
und ihrer Geschichte in Frankreich im Wettstreit. Während der
Gedenkfeiern zur Befreiung von Ausschwitz forderten Schwarze
mehr oder weniger polemisch eine gleiche Hommage an die Opfer
der Sklaverei. Die Algerier wünschen die Anerkennung der
Massaker während des Algerienkrieges, die Nachkommen der
ehemaligen Kolonisierten erinnern an die Kolonialverbrechen,
nennen sich herausfordernd „Eingeborene“.
Und schwingen sich die Philosophen nun auf als CommunityFührer?
Bruno Magret:
Take 6: : „Les débats à la télévision c’est pas un groupe de recherche. Ce sont
des gens qui viennent, qui ont déjà une vérité toute faite .... voilà la
différence : le philosophe qui vient à la télévision et qui se met dans la
peau d’un intellectuel est un personnage qui va donner un avis, une opinion.
Tandis que le philosophe est quelqu’un qui fait un travail philosophique. Là
où c’est révolutionnaire,
c´est qu’il va mener une enquête, qu’il va mettre
en question, va se remettre en question lui-même. Qui va pratiquer
l’époque, la suspension du jugement et donc c’est une discipline.“
Länge: 33“
Übers: Bei den Debatten im Fernsehen wird nicht von einer Gruppe
gemeinsam eine Wahrheit gesucht, sondern es diskutieren Leute,
die bereits die Wahrheit haben. Der Philosoph, der als
Intellektueller ins Fernsehen kommt, gibt seine Meinung von sich.
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Ein richtiger Philosoph hingegen sucht, stellt sich selbst in Frage,
hat keine Vorurteile.
Autorin:
Jean Baudrillard mahnte 1992: Die Konsumgesellschaft habe dazu
geführt, daß nur noch leere Symbolik soziale Bindungen
vortäusche. Kritisches Denken sei zu einer Parodie der Aktualität
geworden.
Doch die Stimme des über 70jährigen verhallt heute fast ungehört in
anspruchsvollen Zeitschriften. Experten und Künstler haben die
Philosophen abgelöst, wenn es darum geht, etwas in der
Gesellschaft zu verkünden: Filmemacher waren es Mitte der 90er,
die mit ihrer Petition für die illegalen „Sans-papiers“ eine weite
Solidaritätsbewegung mit den illegal im Land Lebenden auslösten.
Im Dezember 2005 riefen der Rapper Joey Starr und der
Schauspieler Djamel die jungen Leute in den Vororten dazu auf,
sich auf die Wählerlisten einzutragen, um künftig am politischen
Leben teilzuhaben!
Take 7: Joey Starr: :
„Voter c´est exister et c’est aussi créer un contrepoids
ça veut dire qu’une fois que vous aurez cherché ça il faudra aussi s’investir
dans cette vie politique.“ Länge: 9“
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Übers: Wählen bedeutet, zu existieren, und man kann ein Gegengewicht
im politischen Leben schaffen.
Djamel: On est français, on est fier, on a grandi ici, on est ici, on est des
iciciens.“ Applaus Länge: 6“
Übers: Wir sind Franzosen, wir sind stolz, wir sind hier aufgewachsen,
wir sind hier geboren, hier ist unsere Welt.
Autorin: Die Wahlämter verzeichneten ein Plus von zwölf Prozent! Nicht
mehr die Philosophen beeinflussen die Politik, sondern die, die
„sichtbar“ sind, ob als Sänger, Schauspieler, Sportler, oder auch
als Intellektuelle. Die politischen Parteien und die herkömmliche
Politik seien überholt, meint Bruno Magret, wie übrigens auch
Jean Baudrillard. In den Philosophencafés, in denen Bruno Magret
die Diskussionen leitet, wollen die Pariser möglichst Abstand von
der herkömmlichen Politik und der Aktualität der Medien
bekommen, erklärt Bruno Magret:
Take 8: „La discussion véritablement citoyenne qui existait dans le centre de la
cité comme l’agora, le forum s’est perdu, on ne discute plus et ça va
peut-être se retrouver. Ça va peut-être obliger les citoyens à établir des
liens entre eux, à penser par eux-mêmes etc. et ça va avoir des influences
politiques mais pas au sens idéologique du terme mais au sens de
l’organisation de la cité. Dans le sens du proverbe taoiste qui dit un pierre
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dans la mer et toute la mer monte. C’est une petite chose que je fais
comme on fait tous des petites choses mais les petites choses ont leur
importance. D’ailleurs, c’est pas forcément dans les grandes choses que le
monde avance. C’est dans les petites choses. Aussi bien le monde sombre
dans la dictature par la lâcheté quotidienne, les petites choses lâches qu’on
vit quotidiennement aussi bien le monde se transforme avec des
quotidiens qui ne sont pas forcément
actes
très connus et qui agissent.“
Länge: 47“
Übers: Die Diskussion unter Bürgern, wie sie in der Agora stattfand,
ging verloren. Doch das werden wir vielleicht wiederfinden, wenn
die Bürger erneut Bande untereinander knüpfen und selbst
nachdenken, und das wird einen Einfluß auf die Politik haben.
Ein taoistisches Sprichwort besagt: Wirf einen Stein ins Meer, und
das Meer steigt. Ich wirke im Kleinen, wie alle, aber die kleinen
Dinge haben ihre Wichtigkeit. Man kommt mit kleinen Schritten
voran. Die Welt kann durch die tägliche Feigheit in eine Diktatur
versinken, oder sie kann sich durch tägliche kleine Aktionen
entwickeln.
Atmo 6: Café Philo
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