pharmaJournal 16 | 8.2012
13
Pharmazie und Medizin · Pharmacie et médecine
Doping? Keine Ausreden!
Erythropoietin und andere Peptidhormone
Christina Weber, Sandra Heiniger
Nach Anabolika und Stimulanzien möchten wir
den Fokus auf eine dritte verbotene Substanz-
klasse richten: Peptidhormone und insbeson-
dere EPO werden nicht nur von Ausdauersport-
lern missbraucht!
Folgende Peptidhormone, sowie ihre Releasingfakto-
ren sind gemäss der Dopingliste im und ausserhalb
des Wettkampfes verboten: Erythropoiese stimulie-
rende Wirkstoffe, Gonadotropine, Insulin, Cortico-
tropine, Wachstumshormon, insulinähnlicher Wachs-
tumsfaktor (IGF-1) und andere Wachstumsfaktoren.
Erythropoiese stimulierende Wirkstoffe –
nicht nur von Ausdauersportlern missbraucht
Hier sind beispielsweise rEPO (rekombinantes Ery-
thropoietin) oder CERA (Continuous Erythropoiesis
Receptor Activator) zu nennen. Erythropoietin sti-
muliert im Körper die Bildung der Erythrozyten.
Mehr rote Blutkörperchen führen zu einer besseren
Sauerstoffversorgung des Gewebes und damit auch
zu einer erhöhten Ausdauerleistung im Sport. EPO
soll nach schweren Trainings oder Wettkämpfen zu-
dem die Regeneration verbessern. Somit sind prak-
tisch alle Athletinnen und Athleten aus allen Sport-
arten gefährdet, EPO zu missbrauchen.
Eine übermässige Produktion von EPO führt
aber zu einer erhöhten Blutviskosität, dies wiederum
kann zu Thrombosen und im äussersten Fall zu Ge-
fässverschlüssen führen. Der Dopingnachweis von
EPO im Urin ist seit 2001 möglich und beruht auf der
Abweichung der Zucker-Seitenketten (Sialinsäuren),
vergleicht man künstliches und natürliches EPO. Das
Nachweisverfahren erfolgt mittels Isoelektrischer
Fokussierung. Eine anschliessende Abfärbung mittels
einer gegen EPO entwickelten Antikörperreaktion
ergibt ein charakteristisches Pattern. Ein weiteres
Nachweisverfahren der Blutmanipulation mit Pep-
tidhormonen ist das indirekte Nachweisverfahren
durch den sogenannten Blutpass. Dazu werden der-
zeit acht Blutparameter in einem Längsprofil erfasst,
die sich nach EPO-Anwendung verändern.
Gonadotropine – nur für Männer verboten
Unter Gonadotropine werden Substanzen zusam-
mengefasst, die stimulierend auf die Keimdrüsen
wirken (z. B. luteinisierendes Hormon LH, humanes
Choriongonadotropin HCG).
LH oder HCG werden im Sport eingesetzt, um
das sogenannte Hormonloch, das nach dem Abset-
zen von anabolen Steroiden auftritt, möglichst zu
vermeiden. LH stimuliert beim Mann die Produktion
von Testosteron in den Hoden. Durch die Gabe von
HCG wird die gedrosselte Produktion von Testoste-
ron in den Keimdrüsen wieder angeregt.
Insulin – in Kombination mit Wachstums-
hormonen
Insulin bewirkt eine Stimulierung anaboler Stoff-
wechselvorgänge. So werden die Glykogensynthese,
die Lipidsynthese und die Proteinsynthese angeregt.
EPO-Analyse anhand der Isoelektrischen Fokussierung und Immunofixation. Das gentech-
nisch hergestellte EPO hat eine geringere Säurestärke als das natürliche EPO und verhält
sich daher im basischen Milieu bei elektrischer Spannung träger. © Antidoping Schweiz
Service
Die Diskussion über Dopingmittel oder Dopingmethoden
erlebt im Rahmen von Grossereignissen wie den aktuellen
Olympischen Spielen in London eine immer wiederkehrende
Aktualität. Antidoping Schweiz nimmt dies zum Anlass, Apo-
thekerinnen und Apotheker gezielt über die Wirkungen und
Nebenwirkungen von Dopingmittel zu informieren. In den
nächsten Ausgaben des pharmaJournals wird jeweils über
eine verbotene Substanzklasse der Dopingliste detailliert be-
richtet werden. Weiterführende Informationen oder Informa-
tionsmaterial für Ihre Apotheke können bei Antidoping
Schweiz bestellt werden.
Antidoping Schweiz, Tel. +41 31 359 74 44
Webseite: www.antidoping.ch
1: Mischung von Beta-EPO und Darbepoietin; 2: natürliches EPO;
3: reines CERA; 4: CERA (double blotting); 5: CERA und Urinprobe;
6–11: Fahrer an der Tour de France 2008 an verschiedenen Etappen.