2 Schweizer Krebsbulletin Nr. 1/2013
EDITORIAL
Stundenhalt
Wir nehmen nicht mehr die Kutsche über den Gotthard, den Dampfzug nach Paris oder das
Schiff nach New York. Wir schreiben keine Briefe mehr und warten nicht mehr auf solche. Wir
mailen und smseln. Wir kaufen zu jeder Tages- und Nachtzeit ein, leben in einer 24-Stunden-
Gesellschaft. Das Leben ist schnell geworden. Und trotzdem haben wir damit keine Zeit ge-
wonnen, im Gegenteil. (Der geneigten Leserschaft wird das Lied «I ma nümm» von Dodo Hug
empfohlen, zu nden auf YouTube). In der Situation der fortgeschrittenen Krankheit, wenn
man sogenannt «nichts mehr tun kann», bietet der tiefere palliative Gedanke noch einmal,
oder auch endlich, die Chance, die verbleibende Lebenszeit zu entschleunigen und ihr dadurch
neue Qualität zu geben. Und gerade hier liegt einer der Haupt-Hasen der palliative care im
Pfeffer: Ein Erkennungssymbol für die moderne Kardiologie ist der Pace maker, für die Ortho-
pädie das Sulzergelenk, für die Onkologie die Chemotherapie, für die Radiotherapie der Linac.
Gleichzeitig sind diese Symbole auch im Tarifsystem abgebildet.
Mein Hämatologielehrer sagte einmal vor vielen Jahren: Man gebe den Patienten das, wovon
wir viel haben und sie wenig (er sprach damals über Blutspende und Transfusion). Wovon hat
der Mensch in der palliativen Situation oft weniger und wir Betreuer mehr? Für die pallia-
tive care ist das Erkennungsmerkmal die ZEIT. Betreuen heisst doch auch, jemandem etwas
geben, wovon er wenig hat, und wir wahrscheinlich viel oder genug. Zeit also. Zeit ist teuer
und schlechter fakturierbar als ein PET-scan oder eine technisch aufwändige Therapie. Aber–
wenn professionell mit entsprechendem Wissen und Fähigkeiten eingesetzt – sehr wirksam
und relativ, nein völlig untoxisch. Die schwierigsten Momente in einer Patientenkarriere, für
den Betroffenen wie für den Arzt, eben häug selber auch ein «Betroffener», sind diejenigen,
wo eine, vielleicht die wegweisende Entscheidung ansteht. Für den Onkologen zum Beispiel
geht das irgendwann einher mit der Notwendigkeit der Akzeptanz der Therapieresistenz der
Tumorkrankheit. Als Palliativmediziner erwarte ich von einem Onkologen selbstverständlich,
dass er alle kurativen Möglichkeiten kennt und anbietet. Ich erwarte aber vor allem auch, dass
die Informationen über den natürlichen Verlauf einer Krankheit vorhanden sind und er all
dieses Wissen in seine Überlegungen einbezieht. Das Problem ist, dass es natürliche Krank-
heitsverläufe fast gar nicht mehr gibt, so dass es zunehmend schwierig wird, ihnen jemals schon
begegnet zu sein. Die bald einmal uferlose Ausweitung der diagnostischen und therapeutischen
Möglichkeiten bringt zwar Fortschritte, aber auch einen zunehmenden Verlust von Entschei-
dungsfähigkeit, Entscheidungswille und Entscheidungskraft. Wir laufen Gefahr, anstehende
Entscheidungen an noch eine Untersuchung, noch ein Konsilium, noch ein Tumorboard und
noch eine Therapie zu delegieren. So beschneiden wir möglicherweise die Zeit des Patienten,
die er noch hätte, um sich eben auf etwas anderes, oder mehr auf die Gegenwart (und viel-
leicht auch auf die Vergangenheit, seine Biographie) zu konzentrieren, als auf eine nicht mehr
realistische Zukunft. Das heisst aber nicht, dass die palliative care sequentiell am allerletzten
Ende einer Patientengeschichte angefügt und an den «Spezialisten» delegiert werden soll, son-
dern dass sie die sogenannte kurative Phase kontaminieren und als Gedankengut und Haltung
zum Beispiel in jede multidisziplinäre Sitzung während der ganzen Krankheitsphase einiessen
möge. Es gibt heute genügend Evidenz für die Verbesserung der Lebensqualität, und vielleicht
sogar auch von Lebensquantität (welche für viele Menschen auch Teil der Qualität ist) beim
Einsatz von palliative care ab Diagnose.
Zeit ist das Instrument und die Ressource des Palliativmediziners. Palliativmedizin ist Zeitme-
dizin, Tempomedizin, Gegenwartsmedizin und vieles mehr. Und der Palliativmediziner ist ein
Zeitmediziner, ein Tempoarzt, oder manchmal auch ein Temporärarzt.
Konzentrieren wir uns also auf die Gegenwart. Denn wer weiss, was die Vergangenheit noch
alles mit uns machen wird...... Und von der Zukunft ganz zu schweigen.
Hans Neuenschwander, Chefarzt Palliative Care
Istituto Oncologico della Svizzera Italiana (IOSI), Bellinzona
* XGEVA® ist indiziert zur Behandlung von Patienten mit Knochenmetastasen solider Tumoren in Verbindung mit einer antineoplastischen Standardtherapie.
SRE = Skeletal-related events
1. Lipton A, Siena S, Rader M, et al. Comparison of denosumab versus zoledronic
acid (ZA) for treatments of bone metastases in advanced cancer patients:
An integrated analysis of 3 pivotal trials. Annals of
Oncology. 2010; 21(suppl 8): viii380. Abstract 1249P and poster presentation.
2. XGEVA® (Denosumab)
Fachinformation, www.swissmedicinfo.ch
XGEVA® 120 mg wird einmal
alle 4 Wochen als subkutane
Injektion gegeben2
ÜBERLEGENE WIRKSAMKEIT.ÜBERLEGENE WIRKSAMKEIT.ÜBERLEGENE WIRKSAMKEIT.
ÜBERLEGENE WIRKSAMKEIT.ÜBERLEGENE WIRKSAMKEIT.ÜBERLEGENE WIRKSAMKEIT.
EIN NEUER STANDARD.EIN NEUER STANDARD.EIN NEUER STANDARD.
XGEVA®: DER ERSTE UND EINZIGE RANK-LIGAND-INHIBITOR
ZUR PRÄVENTION VON SRE*
Kurzfachinformation XGEVA® (Denosumab): Mittels rekombinanter DNA-Technologie hergestellter humaner monoklonaler IgG2-Antikörper. Indikation: Zur Behandlung von Patienten mit Knochenmetastasen
solider Tumoren in Verbindung mit einer antineoplastischen Standardtherapie. Dosierung/Anwendung: 120 mg einmal alle 4 Wochen, als einzelne subkutane Injektion. Kontraindikationen: Überempfindlichkeit
gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe. Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen: Patienten sollten nicht gleichzeitig mit Prolia® (enthält ebenfalls Denosumab) behandelt werden. Eine
vorbestehende Hypokalzämie muss vor Beginn der Behandlung mit XGEVA® korrigiert werden. Eine Supplementation von Kalzium und Vitamin D ist bei allen Patienten notwendig, ausser bei Hyperkalzämie.
Es wird empfohlen, den Kalziumspiegel bei allen Patienten zu überwachen. Osteonekrose im Kieferbereich trat bei Patienten auf, die mit Denosumab behandelt wurden. In klinischen Studien wurden
Hautinfektionen (hauptsächlich bakterielle Entzündung des Unterhautgewebes) beobachtet, die zu einer Hospitalisation führten. Patienten mit seltener hereditärer Fructoseintoleranz sollten XGEVA® nicht
anwenden. Interaktionen: keine bekannt. Unerwünschte Wirkungen: Sehr häufig: Dyspnoe, Diarrhoe. Häufig: übermässiges Schwitzen, Osteonekrose im Kieferbereich, Hypokalzämie, Hypophosphatämie.
Gelegentlich: bakterielle Entzündung des Unterhautgewebes, Überempfindlichkeitsreaktionen. Packungen: 1 Durchstechflasche zu 120 mg Denosumab in 1.7 ml Lösung. Ausführliche Angaben entnehmen
Sie bitte der Fachinformation unter www.swissmedicinfo.ch. Verkaufskategorie: A. Zulassungsinhaberin: Amgen Switzerland AG, Zug. DMO-CHE-AMG-566-2012-November-P
AMGEN Switzerland AG
Dammstrasse 21
CH-6301 Zug
www.amgen.ch
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DMO-CHE-AMG-003-2013-January-P
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