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SWISSUROLOGY
02 | 2015
Höhere kardiovaskuläre Risiken bei Testosterongabe
durch Injektion als bei anderen Darreichungsformen
Chapel Hill/Basel - mechentel news - Der vermehrte Einsatz
von Testosteron sowie uneinheitliche Berichte über Neben-
wirkungen haben Fragen zur kardiovaskulären Sicherheit von
Testosteron aufgeworfen. Testosteron ist in verschiedenen
Darreichungsformen mit unterschiedlicher Pharmakokinetik
erhältlich; Injektionen verursachen Spitzen im Testosteronspie-
gel, wohingegen transdermale Paster oder Gele einen mehr
schleichenden, aber anhaltenden Anstieg hervorrufen. Eine
Vergleichsstudie zur kardiovaskulären Sicherheit bei Gelen, In-
jektionen und Pastern lag bislang nicht vor. Diesem Ziel wid-
meten sich J. Bradley Layton et al. aus dem Department of Epi-
demiology der University of North Carolina in Chapel Hill, USA.
Auch beteiligt war Christoph R. Meier, Leiter des Departements
Pharmazeutische Wissenschaften an der Universität Basel in
der Schweiz. Für eine retrospektive Kohortenstudie wurden
die Versicherungsansprüche einer marktüblich versicherten (1.
Januar 2000 bis 31. Dezmber 2012) und einer über Medicare
(1. Januar 2007 bis 31. Dezember 2010) abgesicherten Bevöl-
kerungsgruppe in den Vereinigten Staaten sowie Aufzeichnun-
gen von Allgemeinärzten im Vereinigten Königreich (1. Januar
2000 bis 30. Juni 2012) verwendet. Die Teilnehmer umfassten
auch 13 Männer im Alter von mindestens 18 Jahren, die die
Anwendung von Testosteron-Pastern, Gelen oder mit 14 In-
jektionen begannen, gefolgt von 180 Tagen ohne Testosteron-
Anwendung. Die Analysen wurden zwischen 11. Dezember
2013 und 12. November 2014 durchgeführt. Die Aufnahmebe-
dingung war eine neu begonnene Anwendung einer bestimm-
ten Testosteron-Verabreichungsform mit beobachteter Anwen-
dung bis zu einer Dauer von einem Jahr. Hauptmessgrössen
und -zielkriterien waren stationäre und ambulante medizinische
Aufzeichnungen, Diagnosen und Versicherungsansprüche auf-
grund kardio- und zerebrovaskulärer Ereignisse einschliess-
lich Myokardinfarkt, instabile Angina, Schlaganfall und daraus
kombinierte akute Ereignisse, venöse Thromboembolien (VTE),
Mortalität und allgemeine Hospitalisation. Insgesamt wurden
544.115 mit Testosteron beginnende Teilnehmer identiziert:
37,4% mit Injektionen und 6,9% mit Pastern sowie 55,8% mit
Gel. Die Mehrheit der Männer in der Medicare-Kohorte began-
nen mit Injektionen (51,2%), die stärkste Gruppe innerhalb der
amerikanischen kommerziell Versicherten startete mit Gel-Ap-
plikationen (56,5%) und die Datenbank der Teilnehmer aus dem
Vereinigten Königreich wies gleiche Anteile von Injektions- und
Gel-Anwendern auf (circa jeweils 41%). Bei Analysen, die die
Hazard Ratio und 95% Kondenzintervalle bestimmten, fanden
sich im Vergleich zu Männern, die Gele benutzten, bei den Teil-
nehmern, die mit Injektionen begannen höhere Hazard-Werte
bezüglich kardiovaskulärer Ereignisse (z.B. Myokardinfarkt, in-
stabile Angina und Schlaganfall) (1,26; 1,18 - 1,35), Hospitalisa-
tion (1,16; 1,13 - 1,19) und Tod (1,34; 1,15 - 1,56), jedoch nicht
bezogen auf VTE (0,92; 0,76 - 1,11). Verglichen mit der Anwen-
dung von Gelen erhöhten Paster nicht die Hazard-Werte für
kardiovaskuläre Ereignisse (1,10; 0,94 - 1,29), Hospitalisation
(1,04; 1,00 - 1,08), Tod (1,02; 0,77 - 1,33) oder VTE (1,08; 0,79
- 1,47). Die Autoren teilen daher in der elektronischen Vorabpu-
blikation ihrer Arbeit im Mai 2015 im Journal of the American
Medical Association (JAMA) Internal Medicine mit, dass Testo-
steron-Injektionen im Vergleich zur Gel-Anwendung mit einem
höheren Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse, Hospitalisation
und Tod vergesellschaftet waren. Paster und Gele wiesen ein
ähnliches Risikoprol auf. Allerdings, so betonen die Autoren,
wurde in der Studie nicht bewertet, ob die Patienten Kriterien
für die Anwendung von Testosteron erfüllten und sie verglich
hinsichtlich der Sicherheit von Testosteron nicht Anwender mit
Nicht-Anwendern des Medikamentes. (bs)
Autoren: Layton JB, Meier CR, Sharpless JL, Stürmer T, Jick ss, Brookhart
MA. Studie: Comparative Safety of Testosterone Dosage Forms. Korrespon-
denz: Department of Epidemiology, The University of North Carolina at Cha-
pel Hill. Quelle: JAMA Intern Med. 2015 May 11. doi: 10.1001/jamaintern-
med.2015.1573. [Epub ahead of print]. Web: http://archinte.jamanetwork.com/
article.aspx?articleid=2293080.
Prostata-Ca: Akute gastrointestinale Toxizität
höher bei Hypofraktionierung der Radiation als bei
Standardvorgehen
Rotterdam - mechentel news - Im Jahr 2007 starteten die Au-
toren um Shafak Aluwini vom Department of Radiation On-
cology am Erasmus MC Cancer Institute in Rotterdam, Nie-
derlande, die multizentrische, randomisierte Phase-3-Studie
HYPRO, um bei Patienten mit Prostatakarzinom den Eekt
der hypofraktionierten Radiotherapie im Vergleich zur kon-
ventionell fraktionierten Bestrahlung im Hinblick auf das re-
zidivfreie Überleben zu untersuchen. In dieser Arbeit gehen
die Autoren der Frage nach, ob bei den Patienten Unter-
schiede hinsichtlich akuter gastrointestinaler oder genitou-
rologischer Nebenwirkungen bestehen. Die randomisierte
Nicht-Unterlegenheits-Phase-3-Studie wurde in sieben nie-
derländischen Radiotherapie-Zentren durchgeführt. Aufge-
nommen wurden Prostatakarzinom-Patienten im Alter von
44 bis 85 Jahren mit einem mittleren oder hohen Risiko bei
histologisch gesichertem Stadium T1b-T4 NX-0 MX-0, einer
PSA-Konzentration von 60 ng/ml oder niedriger und einem
WHO Performance Status von 0-2. Mittels einer webbasierten
Anwendung wurden die Patienten randomisiert 1:1 entweder
der Standardfraktionierung mit 39 Fraktionen von 2 Gy in 8
Wochen (5 Fraktionen pro Woche) oder der Hypofraktionie-
rung mit 19 Fraktionen von 3-4 Gy in 6,5 Wochen (3 Fraktio-
nen pro Woche) zugeordnet. Die Randomisierung wurde mit
einem Minimierungsverfahren durchgeführt, stratiziert nach
Therapiezentrum und Risikogruppe. Der primäre Endpunkt
war das rezidivfreie 5-Jahres-Überleben. Die Autoren berich-