Telechargé par Hamza Bourazza

Alles Jula (Band 4) - Beste Freundin, Ponyzoff! Teil 1

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Alles Jula (Band 4) - Beste Freundin, Ponyzoff!
Teil 1
Eine Geschichte von Sandra Grimm mit Illustrationen von Vera Schmidt und Tessa Rath,
erschienen im Loewe Verlag.
Hier kommt der erste Teil der Geschichte.
Ein Pony - was sonst?
Hallo, schön, dass du da bist!
Es gibt ein neues Abenteuer von Honigschnute!
Wundert es dich?
Bei meinem quirligen Pony mit seinem kleinen Dickschädel geht es ja immer spannend zu.
Wihiii
Diesmal sind allerdings Charlotte und ich die Dickköpfe.
Manchmal streiten sich eben auch allerallerbeste Freundinnen. Seufz!
Natürlich ging es dabei um Honigschnute.
Und um einen Esel. Nein, nicht ich bin der Esel, was denkst du denn?
Am besten, du liest mal von Anfang an. Bitte, hier entlang …
Also, eigentlich sind Frau Tulpes Ideen immer toll. Echt!
Unsere Lehrerin ist die Beste und sogar Diktate machen bei ihr Spaß.
Aber die Idee mit den Referaten war Mist. Pferdemist!
Zuerst hatte ich mich gefreut, als sie mit großen Buchstaben
Referat: mein liebstes Tier
an die Tafel geschrieben hatte.
Cool! Charlotte und ich hatten uns angeguckt und gleichzeitig die Finger in die Luft gereckt.
Zack! Beste Freundinnen halt!
Frau Tulpe nickte uns zu und wir riefen: „Wir machen das Referat über Honigschnute!“
Ich grinste in mich hinein, als ich mir vorstellte, dass wir unser putziges Pony hier vor die Tafel
stellen würden … Hihihi!
Doch Frau Tulpe schüttelte den Kopf. „Nur eine von euch kann das Pony nehmen. Diesmal stellt
jeder allein ein Tier vor. Das dürft ihr auch gern mitbringen.“
Waaas? Kannst du dir vorstellen, wie Charlotte und ich geguckt haben?
Mir fiel die Kinnlade runter KLAPP! und Charlotte kräuselte ihr Gesicht wie ein verwirrter
Mops. Bitte?
Die anderen meldeten sich fleißig und ich hörte, wie sie ihre Lieblingstiere nannten: Hamster,
Katzen, Hunde, Frösche, Wellensittiche.
Ach, menno! Das waren ja alles prima Tiere, aber Charlotte und ich lieben nun mal Ponys!
Ich mochte Charlotte gar nicht anschauen.
Wenn eine von uns das Pony vorstellte, was sollte die andere denn nehmen?
Ponyläuse? Ich musste kichern, als ich daran dachte.
„Was ist denn daran lustig?“, fragte Charlotte.
Nanu? Sie klang irgendwie sauer. Aber ich hatte doch gar nichts gemacht!
„Ich … äh … musste an Läuse denken … egal“, stammelte ich. „Was machen wir jetzt? Hast du
noch ein anderes Lieblingstier außer Ponys?“
Mir fiel jedenfalls keins ein.
Charlotte verschränkte die Arme vor der Brust.
„Warum ich? Du kannst doch ein anderes Tier nehmen.“
Ich sah sie erstaunt an. Ich? Wieso ich? Jetzt verschränkte ich auch die Arme.
„Und weshalb sollte ich? Immerhin steht Honigschnute bei uns im Garten, das heißt, ich kenne
sie besser als du.“ Jawohl!
Charlotte warf mir einen giftigen Blick zu.
„Na klar. Du willst ja immer bestimmen. Aber ich kenne Honigschnute genauso gut wie du“,
sagte sie.
„Du kommst doch aus einem Dorf, da kennst du bestimmt auch Kühe und so.“
Wie bitte? Kühe??? Bei Charlotte piepte es wohl!
„Und wie soll ich eine Kuh hierherkriegen?“, zischte ich. Abrakadabra?
„Die kann man nicht eben mal kurz transportieren. Hast du denn von nichts eine Ahnung, du
Stadtschnepfe?“ Aber echt!
„Blödes Landei“, rief Charlotte.
Da mischte Frau Tulpe sich ein. Zum Glück. Ich hatte wirklich gar keine Lust mehr, mit dieser
eingebildeten Ziege zu streiten.
„Ich nehme Igor, den Esel des Hausmeisters“, sagte ich zu Frau Tulpe.
Dann blickte ich Charlotte an und sagte: „Mit Eseln kenne ich mich aus.“ Mit Eseln wie dir,
Charlotte!
Oh Mann! Die Pause war schrecklich.
Sonst war ich nie ohne Charlotte unterwegs. Niemals!
Ich lief sofort zu Honigschnute und knuddelte mit ihr.
„Ich würde dich so gern für das Referat nehmen, meine Süße“, klagte ich. SCHNIEF! „Aber
Charlotte hat dich einfach gekrallt.“
Ich seufzte in Honigschnutes weiche Mähne. Kuschelweich!
Natürlich hatte das freche Pony nichts Besseres zu tun, als die vernaschte Schnute unter meine
Jacke zu schieben. SCHNUPPER!
„Nein, ich habe keinen Apfel dabei“, murmelte ich.
Da hörte ich Charlottes Stimme vom Tor: „Honigschnute, magst du Möhren?“
Ich grinste. Nix da!
Denn schließlich stand ich ja schon bei Honigschnute und sie würde natürlich nicht einfach
wegren… Hey!
Dieses blöde Pony trabte doch tatsächlich sofort hinüber. Verräterin!
Charlotte hatte zwei Jungs aus unserer Klasse dabei, denn in der Pause gingen wir sonst stets zu
viert zu den Tieren.
Natürlich hatte Charlotte daran gedacht, ihnen Bescheid zu sagen. Miss Superperfekt!
Vor den anderen wollte ich nicht streiten, deshalb lief ich zu Igor.
Der Esel stand zusammen mit Flecki, dem anderen Pony, an der Hecke.
„Komm, Igor!“, säuselte ich. „Ich habe eine tolle Neuigkeit für dich.“
Und ob. Immerhin würde ich ihn der ganzen Klasse vorstellen. Er wurde ein Star!
Doch Igor war das schnuppe. PÜH! Er drehte misstrauisch die Ohren vor und zurück, als ich
mich näherte.
Und als ich ihn streicheln wollte, schob er mir seinen Eselhintern entgegen.
Na super. Das fing ja gut an. Was hatte ich mir da nur eingebrockt?
Überall Esel!
Ich war heilfroh, als die Schule vorbei war. ÄCHZ!
Lustlos schlich ich zu Honigschnute.
Natürlich war Charlotte schon da. Miss Supersuperperfekt!
Offensichtlich wartete sie auf mich, aber sie sah mich nicht an. Ich sie auch nicht!
Ich öffnete das Tor, um Honigschnute hindurchzulassen. QUETSCH!
Dann liefen wir nebeneinander her nach Hause. Es dauerte ewig. STÖHN!
Normalerweise kuschelten wir auf dem Heimweg mit Honigschnute: Wir fassten ihr in die
Mähne , strichen ihr über den Rücken oder lehnten uns gegen ihren Hals. SCHMUS!
Mir war noch nie aufgefallen, wie eng es zu dritt auf dem Bürgersteig ist! Puh!
Honigschnute war verwirrt.
Die ganze Zeit drehte sie ihren Kopf abwechselnd zu Charlotte und mir.
Manchmal blieb sie stehen, als wollte sie sagen: Vertragt euch!
Doch weil wir auch einfach stehen blieben, trabte sie schließlich weiter.
Als wir die letzte Kurve hinter uns gebracht hatten, galoppierte Honigschnute die restlichen
Meter zu unserem Haus.
Sie kam mir sehr erleichtert vor: Nur weg!
Ich folgte ihr in unseren Garten. Charlotte ging ohne ein Wort weiter.
BOAH!, so eine blöde Gans, aber echt!
Der doofe Streit hing über mir wie eine düstere kleine Gewitterwolke.
Beim Mittagessen hatte ich keinen Hunger SEUFZ!, bei den Hausaufgaben konnte ich nicht
richtig denken. DOPPELSEUFZ!
Als ich endlich fertig war, lief ich eilig in den Garten unserer Nachbarin Frau Liliental, wo
Honigschnute ihr kleines Ponyreich hatte.
Papa war auch dort und schnitt an einem struppigen Busch herum.
Weil Honigschnute in diesem wundervollen riesigen Garten stehen durfte, nahmen wir Frau
Liliental zum Dank die schweren Arbeiten ab.
Also Papa, um genau zu sein, ähem.
Ich kümmerte mich um Honigschnute.
Genauer gesagt um ihre Hinterlassenschaften. Pferdeäpfel!
Aber das machte mir nichts aus. Gar nichts! Denn schließlich bin ich ja eigentlich ein Landei.
Verflixt, schon wieder musste ich an Charlotte denken.
Ich erzählte Papa von unserem Streit. Er nickte abwesend.
„Papa, hörst du mir zu?", fragte ich ungeduldig, als er nichts sagte.
Hier spielt die Jula-Musik!
„Doch, na klar“, sagte er ächzend, während er sich nach ein paar Zweigen bückte.
„Du hast Streit mit Charlotte. Aber du siehst Honigschnute doch jeden Tag. Sie wohnt sogar bei
uns. Warum bist du denn so wütend?“
Bitte? Krachend donnerte ich die nächste Ladung Pferdeäpfel in die Schubkarre.
Papa verstand aber auch wirklich überhaupt nichts!
Beinahe hätte ich etwas Blödes gesagt (so etwas, das man zu seinem Papa nicht sagen sollte), da
trat glücklicherweise Frau Liliental aus dem Haus.
Ihre Mitbewohner kamen gleich hinterher. Gänsemarsch!
„Hallo“, rief sie fröhlich. Sie war wie immer unglaublich elegant angezogen.
„Wir bringen euch eine Stärkung.“
Jaaa! „Kekse!“ , jubelte ich.
Papa trank nur hastig eine Tasse Kaffee SCHLUCK!, aber ich setzte mich zu Frau Liliental und
ihren Mitbewohnern an den gemütlichen Tisch, der vor dem Haus im Schatten stand. PAUSE!
Ich sagte ihnen, dass ich ein Referat über einen Esel halten würde.
Sofort erzählten sie lustige Geschichten, die sie schon mit Eseln erlebt hatten: Angeblich hatte
mal ein Esel neben Frau Liliental in der Bäckerei gestanden.
Ach ja? Ich wusste nicht, ob ich das glauben sollte, aber ich hatte viel Spaß und die
Gewitterwolke war hellblau geworden.
Bis ich zurück zu Papa ging.
„Wo ist Honigschnute?“, fragte ich erschrocken.
Sie stand nicht auf der Wiese! Alles leer … War sie etwa ausgebüxt, so wie früher? Bitte nicht!
„Keine Sorge.“ Papa deutete mit dem Kopf zu unserem Haus. „Charlotte hat sie gerade abgeholt.
Sie will Honigschnute für das Referat ausmessen und solche Sachen.“
Ich starrte ihn an. Waaas? Erst klaute Charlotte mir Honigschnute als Thema und dann auch noch
in echt? Ungeheuerlich!
Ich war so sprachlos, dass ich eine Weile nur vor mich hinstarren konnte.
Irgendwann sah Papa auf. „Ist irgendetwas?“
Ob irgendetwas war? Nein, es hatte ja nur gerade jemand mein Pony entführt! Polizei!
Doch ich schüttelte den Kopf. Papa würde das sowieso nicht verstehen. SEUFZ!
Plötzlich fühlte ich mich wie ein Luftballon, aus dem die Luft entweicht. ZISCH!
Ich schlich auf mein Zimmer, legte mich aufs Bett und starrte an die Decke.
Eigentlich schmiege ich mich immer in Honigschnutes weiche Mähne, wenn ich traurig bin.
TRÖST!
Jetzt hatte ich nur das Pferdekissen von Oma. Traurig knuddelte ich es eine Weile.
Dann fiel mir ein, was Oma oft sagte:
HAST DU SORGEN AN DEN HACKEN, HILFT NUR EINES WIRKLICH: BACKEN!
Im nächsten Moment hörte ich, dass Mama nach Hause kam, rannte hinunter und schnappte mir
ihr Handy. TIPP!
Hallo Oma!
Ich hab Zoff mit Charlotte und will mich mit Backen ablenken – hast du ein schnelles Rezept für
mich?
Vielleicht was mit Eseln oder so, darüber muss ich ein Referat halten.
SENDEN! Kurz darauf schickte Oma mir ein Video von einem tanzenden Esel hihi und ein
Rezept für Quarkschnecken. Süß! Sie schrieb:
Das sind zwar nur Schnecken, aber immerhin auch Tiere!
Ärgere dich nicht wegen des Streits, das renkt sich wieder ein.
Beim Teigkneten kannst du deine Wut sicher gut loswerden.
Kuss, Oma.
Schon ging es mir besser. Beste Omi!
Ich suchte alle Zutaten zusammen und fing gleich an. Backexpertin!
Ich schüttete Quark, Eier, Milch, Mehl und Zucker zusammen und verknetete alles mit der Hand.
Puh, danach ging es mir besser. Backen entspannt eben.
Als ich gerade Schnecken daraus rollen wollte, dachte ich an Igor.
Und so formte ich einfach einen dicken großen Eselskopf mit langen Ohren. Hübsch!
Er wurde im Ofen schön braun und roch fantastisch. Mmh!
Ich war inzwischen eine richtig gute Bäckerin!
Ich schickte Oma ein Bild davon, bevor ich ihn mit Mama und Papa auffuttern würde.
Sie antwortete:
Wow, sieht fantastisch aus! Und, wer ist der Esel?
Ich tippte sofort:
Charlotte!
Dann löschte ich es aber wieder und schrieb:
ICH!
Und da fiel mir plötzlich etwas auf: Wollte Oma mir etwa genau das sagen?
Dass Charlotte und ich Eselinnen waren, weil wir uns stritten?
Ich seufzte. Vielleicht waren wir das, aber sauer war ich immer noch. Sogar sehr sauer!
Ich schrieb rasch:
Der Esel heißt Igor.
Bis bald, Oma!
Dann legte ich das Handy zur Seite.
Über den Streit konnte ich morgen nachdenken.
Jetzt hatte ich Hunger wie ein auf einen Esel! Mjam!
So ein schlauer Esel!
Am nächsten Morgen ging ich allein und sehr, sehr wütend zur Schule.
Mein Bauch knurrte vor lauter Wut GRRR!, meine Zähne knirschten. KRCKS! Es war das
reinste Konzert.
Und zwar deshalb, weil Charlotte mich gerade eben zum dritten Mal beklaut hatte. Echt wahr!
Sonst gehen wir immer gemeinsam mit Matteo zur Schule – und mit Honigschnute.
Als ich Honigschnute an diesem Morgen (nach ausgiebigem Schmusen) kurz im Vorgarten
abgestellt hatte (NATÜRLICH bei geschlossenem Tor!), um meine Sporttasche zu holen, kam
Charlotte und hat sich das Pony gekrallt. Unfassbar, oder?
Als ich wiederkam, war Honigschnute weg.
Charlotte ist einfach mit ihr losgegangen!
Und Matteo hat sie auch noch mitgenommen.
Kannst du das glauben?
Also hat sie mir das Thema, unser Pony UND Matteo geklaut!
Also, nicht, dass Matteo mir gehören würde.
Aber wenn sie schon mit Pony in die Schule läuft, kann sie mir doch Matteo als Begleitung
lassen, oder? GRRR!
Nicht nur der Schulweg, sondern der ganze Vormittag war schrecklich. GRAUS!
Wenn man so mordswütend ist ARGH!, will niemand mit einem spielen.
Nicht einmal Flecki und Igor beachteten mich. SCHNIEF!
Nur Honigschnute blieb die ganze lange Pause still stehen und hörte sich mein Gejammer an.
Bestes Pony.
Charlotte kam nicht zur Wiese.
Aber Herr Amsel, unser Hausmeister, schaute vorbei.
„Nanu, heute ganz allein?“, fragte er, als er mich so einsam bei Honigschnute entdeckte.
Ich nickte. Sooo allein!
„Ich habe gehört, du hältst ein Referat über Igor", sagte er. „Da bin ich aber stolz!“
Echt? Ich sah ihn überrascht an. Er sah wirklich stolz aus!
Und dann erzählte er mir eine Menge über Esel, was ich nicht wusste. Spannend!
Schließlich sagte er „Schau mal!“ und rollte einen großen schwarzen Kübel herbei, den er
umgedreht vor den Zaun stellte. RUMMMS!
Dann nahm er einen Apfel aus der Tasche, den er hoch in die Luft hielt. Hä?
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