Das Nibelungenlied

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Das
Mityenlied
ff
Junge
< t p
>
Lektüren
ELI-Lektüren: Texte für Leser
jeden Alters. Von spannenden
und aktuellen Geschichten bis hin
zur zeitlosen Größe der Klassiker.
Eine anspruchsvolle redaktionelle
Bearbeitung, ein klares didaktisches
Konzept und ansprechende
Illustrationen begleiten den Leser
durch die Geschichten, und Deutsch
lernt man wie von selbst!
Anonym
Das
ibelungenllcd
Nacherzählt von Daniela Stierlin
Illustrationen von Rita Petruccioli
L2
GAS GW, i
Das Nibelungenlied
Anonym
Nacherzählt von Daniela Stierlin
Übungen: Daniela Stierlin
Redaktion: Iris Faigle
Illustrationen von Rita Petruccioli
ELI-Lektüren
Konzeption:
Paola Accattoli, Grazia Ancillani, Daniele Garbuglia (Art Director)
Grafische Gestaltung
Sergio Elisei
%
Produktionsleitung
Francesco Capitano
Layout
Sofia Accinelli
Fotos
Shutterstock
© 2012 ELI s.r.l
B.P. 6 - 62019 Recanati - Italien
Tel.+39 071750701
Fax+39 071 977851
[email protected]
www.elionline.com
Verwendeter Schriftsatz: Monotype Dante 13/18
Druck in Italien: Tecnostampa Recanati
ERT 227.01
ISBN 978-88-536-0782-9
Erste Auflage: Februar 2012
www.elireaders.com
In h a lt
6
Hauptfiguren
8
Vor dem Lesen
10
Kapitel 1
18
Aufgaben
20
Kapitel 2
28
Aufgaben
30
Kapitel 3
38
Aufgaben
40
Kapitel 4
48
Aufgaben
50
Kapitel 5
6o
Aufgaben
62
Auf der Bühne
74
Zum Weiterlesen
H eldenepos
76
Zum Weiterlesen
Wer reiste im M ittelalter?
78
Teste dich selbst!
79
Syllabus
Siegfried und der Schatz de
ungen
Die starke Brünhild
Der Tod von Siegfried
Kriemhild bei den Hunnen
Die N iederlage der Burgunder
Zeichen für die Hörtexte auf der CD
Anfang ► Ende ■
5
Gagen, Vertrauter
Kriemhild
von König
und ihr Sohn König Günther
Günther
i
Vor dem Lesen
1 Was ist ein Schatz?
A O G o ld und Edelsteine
B □ ein Gefühl
C D ein Tier
2
Wohin gehören die Wörter?
Sohn - Schwester - Worms -^ya-tör - Hajjptstadt Burgund - Mutter - Norden
Familie
Vater
Geographie
H auptstadt
3
Was ist ein Held? Hast du einen Helden? Mach ein kurzes
Porträt.
4
Ergänze die Wörter im Text.
Hel^erTepos - Geschichte - Jahrhundert - typisch - bekannt
Das Nibelungenlied ist ein
Es entstand im
13............................................ Der Autor ist n ic h t .............................. Das
ist ............................. für die Heldenepik. W ichtig ist nicht die
Person, die d ie ..............................erzählt, sondern der Inhalt.
8
Welche Adjektive passen zu einem Helden?
A□
b D
C□
DO
E O
stark
mutig
schön
böse
dumm
Welche Adjektive passen zu einem König? Von den vier
Adjektiven passen nur drei. Schreib sie in die leeren
Kreise.
A D reich
B □ mächtig
C D stolz
D □ arm
9
Kapitel 1
Siegfried und der Schatz
der Nibelungen
(►) 2 Im
B urgund, am
H ofe zu W o rm s, leb t im
M ittelalter ein w u n d ersch ö n es M ädchen. Es h eiß t
K riem hild u n d h a t drei B rüder: G ü n th er, G e rn o t
u n d d er ju n g e G iselher. Sie sind die K önige v o n
B urgund.
Viele ju n g e
M än n er m ö c h te n
das
schöne M ädchen h eira ten , ab er bis je tz t k o n n te
n o ch kein M ann ih r H e rz e ro b e rn 1. Eines N achts
h a t K riem hild ein en T ra u m r Sie trä u m t, dass ihr
ein Falke2g e h ö rt u n d zw ei A dler3d en Vogel tö ten .
Ihre M u tte r e rk lä rt ih r d en T raum : D e r Falke sei
ein stark er M ann, d en sie ab er v erlieren w ird.
Von diesem Tag an h a t K riem hild A ngst, sich zu
verlieben.
In d en N ied erlan d en leb t z u r gleichen Z e it ein
K önigssohn m it d em N am en Siegfried. E r ist d er
Sohn v o n K önig S igm und u n d K önigin Sieglinde.
Siegfried ist ju n g , stark, schön u n d m u tig . Alle
b e w u n d e rn
ihn fü r seine T apferkeit. Als er
von K riem hild h ö rt, w ill er sie h e ira te n 4. A ber
'erobern gewinnen
2r Falke, en großer Vogel
3r Adler, -großer Vogel
4heiraten zur Frau nehmen
10
Kapitel 1
seine E ltern sind dagegen. D o ch er setzt seinen
W illen d u rch u n d p la n t die Reise n ach W orm s.
N u r die sch ö n sten K leider w ill er m itn eh m en .
D an n reitet er m it ein er k lein en T ru p p e los.
Sie sind lange u n terw eg s. Als sie endlich in d er
H a u p tsta d t B urgunds
an k o m m en , laufen
die
L eute zu sam m en , u m d en sto lzen F rem d en zu
b ew u n d ern . A uch die K önige erfah ren vo n seiner
A nkunft u n d frag en ihre V e rtra u te n 1, w er d er edle
R itter2sei.
'„ E s ist Siegfried“, e rk lä rt ih n e n H agen, d er
treu ste V ertraute: „E r h a t ein en D ra c h e n 3g e tö te t
u n d h a t in seinem Blut gebadet. D ad u rch ist er
u n v erw u n d b ar4g ew orden. Z u d e m b esitzt er eine
T arnkappe, die ih n u n sich tb ar5 m a ch t u n d ein
so scharfes S ch w ert6, so dass er u n b esieg b ar7ist.
A u ß erd em ist er e n o rm reich: Er h a t d en Schatz
d er N ibelung en e ro b e rt.“
„W o liegt dieser Schatz?“, w ill K önig G ü n th e r
w issen. „W eit w eg v on hier, im N o rd en , w o es n u r
Schnee u n d Eis g ib t“, e rk lä rt ih m H agen. K önig
G ü n th e r entscheidet, d en frem d en K önigssohn
1r Vertraute, n Freund, Berater
2r Ritter, -Adliger
5r Drachen, -Fabeltier
Unverwundbar unverletzlich
12
5unsichtbar nicht zu sehen
6s Schwert, er Waffe des Ritters
unbesiegbar unschlagbar
Das Nibelungenlied
w ie ein en B ru d er am H o f au fzu n eh m en . N ach
k u rz e r Z e it h ab en alle d en m u tig en K äm pfer lieb
gew onnen.
So verg eh t die Z e it u n d Siegfried leb t schon seit
einem Jah r am H ofe d er B urgunder-K önige, o h n e
dass er je d o c h K riem hild g eseh en hat. D a k o m m t
eines Tages die B otschaft1an, dass die N ach b arn
das B urgund angreifen2 u n d
e ro b e rn w ollen.
Siegfried ist sofort bereit, d en B u rg u n d ern zu
helfen. O h n e A ngst re ite t er d em Feind entgegen.
Sein M ut w ird b e lo h n t3: Als das feindliche H e e r
den H eld en Siegfried erk en n t, b rich t es d en
K a m p f ab. D ie B u rg u n d er sind glücklich ü b e r
ih ren Sieg u n d lassen in W o rm s ein riesiges Fest
vorbereiten. M eh r als fü n ftau sen d G äste k o m m e n
in die Stadt. Jed er G ast erh ält ein P ferd u n d ein
kostbares G ew and als G eschenk. D ie F rau en
ziehen ihre b e ste n K leider an u n d m ach en sich so
schön w ie m öglich. A uch K riem hild w ill an d en
Festlichkeiten teiln eh m en . Sie trä g t ein seidiges
Kleid m it vielen E delsteinen. Sie ist die Schönste
von allen.
1e Botschaft, en Meldung, Nachricht 3belohnen danken
1angreifen, griff an, hat angegriffen 4r Kampf, “e Streit, Schlacht
attackieren
13
Kapitel 1
«
Als Siegfried sie sieht, k an n er d en Blick n ich t
m e h r von ih r lassen. E r ist in sie verliebt. F ü r d en
Rest d er Festtage bleib t er an ih rer Seite.
In d er Z w isch en z eit h a t K önig G ü n th e r g eh ö rt,
dass eine schö n e u n d starke K önigin im h o h e n
N o rd en lebt. W er sie e ro b e rn will, m uss sie im
Z w e ik a m p f b esieg e n 1. W er g egen sie v erliert2,
m uss sein L eben lassen. S chon viele H eld en h a tte n
versucht, die K önigin zu e ro b e rn u n d h a tte n dabei
d en T od gefun d en .
N u n h a t aber auch K önig G ü n th e r vor, gegen
die starke B rünhild zu käm pfen. Siegfried w ill
ih n d aran h in d e rn 3. D o ch K önig G ü n th e r w ill
n ich t a u f ihn h ö ren . D a m a c h t Siegfried ein en
V orschlag4:
„Ich w eiß, w o B rünhild lebt u n d k en n e d en
W eg. A ber als B elo h n u n g fü r m ein e D ienste
verlange ich, dass d u m ir K riem hild z u r Frau
gibst!“
K önig G ü n th e r ist einverstanden. Er k a n n es
n ic h t erw arten , B rünhild zu besiegen u n d sie als
B rau t5 n ach W o rm s zu b ringen. Siegfried ab er
gewinnen
2verlieren, verlor, hat verloren nicht
gewinnen
'besiegen
14
3hindern zurückhalten
4r Vorschlag, “ e Idee, Einfall
se Braut, “ e Verlobte
Kapitel 1
w eiß, w ie stark B rünhild ist. Er m uss sich ein en
P lan ausdenken. Er schlägt vor, dass sie n u r zu
v ie rt reisen u n d sich als R eisende verkleiden.
A u f diese A rt u n d W eise hofft er, B rünhild zu
tä u sc h e n 1.
Sie ru fen K riem hild, d am it sie ih n e n zw ö lf
präch tig e K leider fü r die Reise einpacke. Vier Tage
w ollen sie in Island bleiben: Sie b erec h n en ein en
Tag fü r die A nkunft, ein en T ag fü r d en E m p fan g
bei d er K önigin, ein en Tag fü r d en W e ttk a m p f
u n d ein en T ag fü r d en A bschied. Jed en T ag w o llen
sie sich dreim al u m zieh en .
K riem hild zeig t ih n e n die w u n d e rb a rste n Stoffe:
w eiße Seide aus Asien, b ra u n e W olle aus E u ro p a
u n d goldiger B rokat aus Afrika. Sie ru ft dreißig
fleißige M ädchen, die so fo rt m it d er A rbeit
b e g in n en u n d die w ertv o llsten E delsteine a u f die
Stoffe nähen . Sieben W o ch en lan g arb eiten sie
T ag u n d N acht.
Siegfried ab er h o lt aus seiner K am m er die
T arnkappe. D as ist ein g rau er, alter M antel
m it m ag isch en K räften. W er ih n anzieht, w ird
u n sich tb ar u n d
M ännern.
'täuschen irreführen
16
erh ält
die
K raft v on
zw ö lf
Das Nibelungenlied
A m Tag d er A breise w ein t K riem hild.
„Ich
w erde
d ein en
B ru d er
n ach
H au se
zu rü c k b rin g e n “, versp rich t ih r Siegfried.
D an n fäh rt das Schiff los u n d Siegfried, d er d en
W eg kennt, stellt sich ans S te u e r1. Sie fah ren d en
Rhein h in u n te r bis aufs offene M eer. Sie segeln2
fü r n e u n Tage. D an n endlich seh en sie w ied er
Land.
„D as ist Island, das Reich d er K önigin B rü n h ild “,
e rk lä rt Siegfried u n d d e u te t a u f das Festland. Sie
sehen g rü n e W iesen u n d g ro ß e Städte. E rst je tz t
erk lä rt er K önig G ü n th e r seinen Plan.
„W ir w ollen B rünhild n ich t die W ah rh eit
sagen. Sie soll denken, dass w ir aus A b en teu e rlu st
nach Island g e k o m m e n sind u n d dass ich n u r dein
D iener3b in .“
„W ie
du
w illst,
Siegfried“,
m e in t
K önig
G ünther, „ich v e rtra u e dir. W ir w erd en m ach en ,
was d u sagst.“
„Aus Liebe zu K riem hild tu e ich alles!“, ru ft
Siegfried u n d s te u e rt a u f die Festung Isenstein zu,
w o B rünhild w o h n t.
■
's Steuer, - Kommando
'segeln mit dem Schiff fahren
’r Diener,- Untergebener, Helfer
17
Worte & Wörter
1 Wortgitter. Finde die Namen von drei Tieren,
die fliegen können.
A
C
H
I
K
L
0
N
X
G
Q
E
W
I
X
B
F
A
L
K
E
P
R
H
E
D
R
A
C
H
E
N
U
L
0
N
R
K
T
P
J
E
U
C
Y
G
E
M
M
R
H
I
W
S
A
U
0
D
Q
S
A
A
W
0
2 Wie heißt das Gegenteil?
Beispiel: 1 - C
1 E l schön
2 □ unbesiegbar
3 □ unverwundbar
4 □ unsichtbar
5 Q klein
A besiegbar
B sichtbar
^ h ä s s lic h
D groß
E verwundbar
Lesen & Lernen
3 Interview. Du machst ein Interview mit der Königin
Kriemhild. Wie heißen die Antworten?
1 Frage: Wie heißen Sie?
2 Frage: Wo sind Sie geboren?
3 Frage: Haben Sie Brüder und Schwestern? Wie heißen sie?
4 Frage: Was sind Sie von Beruf?
18
Strukturen & Satzbau
Die Sätze sind durcheinander geraten. Bring sie wieder in
Ordnung!
Beispiel:
r.t/der/Schatz?/W o
Wo ist der Schatz?
1 reist/Siegfried/nach/lsland
2 ist/Königin/eine/Brünhild
3 unverwundbar/Siegfried/ist
4 hat/Angst/keine/Er
l it in Deutsch 2 - Sprechen
Thema Familie: Stell Fragen mit den Fragewörtern in den
Kreisen.
Wie?
Mit wem?
Kapitel 2
Die starke Brünhild
► 3 Als sie in die N äh e d er B urg k o m m en , seh en
sie w u n d e rsc h ö n e F rauen, die aus d en F en stern
blicken.
Eine
trä g t
ein
schneew eißes
Kleid.
Siegfried fragt G ü n th er:
„W elche gefällt dir am b esten ?“
„D ie F rau im sch n eew eiß en Kleid“, a n tw o rte t
G ü n th e r sofort. „W er ist das?“
„D as ist B rünhild. Sie ist die S chönste u n d
Stärkste vo n allen “, a n tw o rte t ih m Siegfried.
Er w a r sch o n in Island gew esen u n d k an n te die
n ordische K önigin.
D ie vier R eisenden steigen aus d em Schiff.
Siegfried f ü h r t1das Pferd vo n K önig G ü n th e r u n d
lässt ihn aufsteigen2. Er w ill zeigen, dass er n u r ein
D ien er ist. D an n steigen auch die drei an d eren a u f
ihre Pferde. Sie reiten z u r B urg3. D ie E delsteine a u f
ih ren K leidern g litzern 4 in d er Sonne. D ie B urg ist
riesig. Sie h at m e h r als sechzig T ü rm e 5. D er Saal,
w o B rünhild a u f sie w a rte t, ist aus M arm or. Ihr
Kleid ist aus Gold.
1führen befehlen
; aufsteigen, stieg auf, ist
aufgestiegen aufsitzen
20
3e Burg, en Residenz des Königs
4glitzern glänzen
5r Turm, “ e höchster Teil einer Burg
Das Nibelungenlied
„W er sind die F rem den?“, frag t sie ih ren
treu sten V ertrau ten .
„Ich k en n e sie n ic h t“, a n tw o rte t dieser. „D er
erste sieht w ie ein K önig aus. D er zw eite ist ju n g
und d er d ritte scheint herzlos. D er v ie rte sieht w ie
der D ra c h e n tö te r Siegfried au s.“
Als B rünhild h ö rt, dass Siegfried n ach Island
g ek o m m en ist, g la u b t sie, dass er u m sie k äm p fen
will. Sie freu t sich:
„H erzlich W illko m m e n in Island, Siegfried,
was ist d er G ru n d d er langen Reise?“
„Ich b in nich t freiw illig1hier, edle B rünhild, ich
habe n u r K önig G ü n th e r an d ein en H o f begleitet.
Er ist w egen dir g e k o m m e n .“
E n ttäu sch t2 m a ch t
B rünhild
ein en
Schritt
zurück: „Sag d ein em K önig, dass er u m m ich
käm pfen m uss. W en n er m ich dreim al besiegt,
w erde ich seine Frau. W en n er verliert, stirb t3er.“
B rünhild m a ch t sich fü r d en W e ttk a m p f bereit.
Siegfried
läuft
zum
Schiff
zu rü ck ,
um
die
T arn k ap p e zu holen. F ü r die an d eren u n sich tb ar
gew orden, stellt er sich h in te r K önig G ünther.
'freiwillig aus eigenem Willen
1enttäuscht unzufrieden
' sterben, stirbt, starb, ist gestorben nicht mehr leben
21
o
Kapitel 2
E r w ird an d er Stelle des K önigs käm pfen.
D er K önig soll d en K am p f n u r n a c h m a c h e n 1.
N ach k u rz e r Z eit k o m m t die isländische K önigin
zurück. N eb en ih r g eh en die stärk sten R itter:
Sie tra g e n ein en dicken, g o ld en en Schild2, einen
spitzen S peer3 u n d ein en riesigen Stein z u m
K am pfplatz.
B rünhild b e g in n t als erste. M it g ig an tisch er Kraft
w irft sie d en Speer g eg en K önig G ü n th er. Siegfried,
d er h in te r ih m steht, k an n ih n stoppen. Als d er
K önig an d er Reihe ist, z ö g e rt4 Siegfried. Er will
B rünhild nich t tö te n 5. E r d reh t d en Speer m it d em
stu m p fen 6 E nde gegen sie. D ie K önigin k an n d en
Speer au fh alten , fällt je d o c h zu B oden. W ü te n d 7
s teh t sie a u f u n d n im m t d en Stein. Sie w irft ih n
viele M eter w eit. D o ch Siegfried ist stärk er als
sie. Er n im m t d en Stein u n d wirft: ih n w e ite r als
B rünhild. B rünhild h a t d en K am p f verloren.
„Ich u n d m ein Reich g e h ö re n ab h e u te K önig
G ü n th e r“, sagt sie trau rig .
1nachmachen imitieren
1s Schild, er Schutz
5r Speer, e lange Waffe
4zögern nicht sofort handeln
22
5töten das Leben nehmen
6stumpf nicht spitzig
'wütend zornig
*J
Kapitel 2
Inzw isch en h a tte Siegfried die T arn k ap p e z u m
Schiff zu rü ck g eb rach t. Als er z u m K am pfplatz
zu rü c k k o m m t, g ib t er sich unw issend.
„W ann g e h t es los?“, frag t er B rünhild.
„W o w arst d u d en n die g an ze Z eit?“, frag t
B rünhild zu rü ck .
„U n ten b eim Schiff, ich h a tte n o ch zu tu n “,
lü g t1Siegfried.
„K önig G ü n th e r h a t m ich besiegt!“, ja m m e rt2
B rünhild.
„A ber sei d o ch froh! K önig G ü n th e r ist reich
u n d m ächtig. D u w irst K önigin in W o rm s!“, ru ft
Siegfried, so fröhlich als m öglich.
„Ich w ill m ich z u e rst v o n m e in en R ittern
verabschieden!“, sagt B rünhild.
D a b e k o m m e n die B u rg u n d er A ngst. W en n
B rünhild das g an ze H e e r zu sam m en ru ft, sind sie
verloren.
„Ich
w ill Hilfe
h o le n “, sagt Siegfried zu
seinen R eisegefährten, „u n d zw ar so schnell w ie
m ö g lich .“
Siegfried fäh rt m it d em Schiff ins L and d er
N ibelungen. D as b efin d et sich am E nde d er W elt.
D o rt liegt d er Schatz d er N ibelungen. E r g e h ö rt
1lügen nicht die Wahrheit sagen
24
jammern sich beklagen
Das Nibelungenlied
®
Siegfried. Z w e rg 1 A lberich, d er o b erste H ü te r
des Schatzes k o m m t herbeigelaufen. Siegfried
packt ih n am lan g en B art u n d b efieh lt2 ihm , so
viele K rieger w ie m ö g lich h erb eizu ru fen . D iese
k o m m en aus allen Teilen des Landes u n d Siegfried
k ann die B esten u n te r ih n en aussuchen. E r fäh rt
m it ih n e n n ach Island.
Als B rünhild die H ü n e n sieht, w eiß sie, dass sie
endgültig v erloren hat:
„Bevor ich fü r im m e r die Insel verlasse, w ill ich
m einen R ittern ein A bschiedsgeschenk m a c h e n “,
sagt
sie
und
schließt
m it
ein em
g o ld en en
Schlüssel eine kleine T ü r des Schlosses auf. Als
die T ü r aufgeht, sieht m a n Berge v o n G old u n d
IEdelsteinen.
K önig G ü n th e r b efiehlt Siegfried, d en g esam ten
Schatz an das Volk zu verteilen. D a p ro te stie rt
Brünhild:
„W enn du alles v erteilen lässt, bleibt nichts
m e h r fü r m ich üb rig !“
„M ach dir keine Sorgen! Ich bin so reich, dass
du nichts A nderes m e h r b rau ch st!“, g ib t K önig
( lu n th er z u r A n tw o rt.
' r Zwerg, e kleingewachsener
Mensch
2befehlen, befiehlt, befahl, hat
befohlen bestimmen
25
Kapitel 2
A ber d er B urgunder-K önig ist klug: Er will
B rünhild o h n e Schatz lassen, d am it sie ihre M ach t1
v erliert u n d ih m n ich t m e h r gefährlich w erd en
kann.
Als B rün h ild die Insel verlässt2, w eiß sie nicht,
dass sie sie nie m e h r W iedersehen w ird.
A u f d er lan g en R ückfahrt ins B urgund p lan en
sie die H o c h z e it u n d K önig G ü n th e r k an n es n ich t
e rw arten , dass B rünhild endlich seine Frau w ird.
In W o rm s e rw a rte t ein g ro ß e r F estzug das Paar.
K riem hild
u m a rm t
ih ren
B ru d er u n d
h eiß t
B rünhild w illk o m m en . D ie L eute feiern T ag u n d
N acht. In m itte n d er Festlichkeiten g eh t Siegfried
z u K önig G ü n th er:
„Ich hoffe, du h ast dein V ersprechen nich t
v ergessen“, sagt er zu ihm . „W eißt d u noch, dass
du m ir deine Schwester Kriemhild versprochen3hast?“
„Ich w ill W o rt h a lte n “, a n tw o rte t d er K önig u n d
befiehlt seinen V ertrauten: „Ruft n ach K riem hild,
sie soll zu uns k o m m e n !“
W enige M in u ten sp äter k o m m t K riem hild in
d en Saal. Sie h a t n u r A ugen fü r Siegfried. Als ihr
’ e Macht, “ e Herrschaft
1verlassen, verlässt, verließ, hat verlassen Weggehen
5versprechen, verspricht, versprach, hat versprochen versichern
26
Das Nibelungenlied
König G ü n th e r sagt, dass sie seine F rau w erd en
soll, ist sie überglücklich. Alle sind fröhlich.
N u r B runhild fängt zu w ein en an.
„W aru m
w ein st
du
denn?“,
fragt
K önig
G ünther, d er n e b e n ih r sitzt.
„K riem hild ist eine K önigstocher u n d Siegfried
n u r dein D iener. Ich w ein e fü r K riem hild“, lü g t
Brünhild. Sie ist eifersü ch tig 1a u f K riem hild.
„Ich w erde dir das sp äter e rk lä re n “, a n tw o rte t
ihr K önig G ünther.
D och B rünhild h ö rt n ich t zu w ein en auf.
„Ich w erd e dich n ic h t h eiraten , bis ich n ich t
g enau w eiß, w er Siegfried ist u n d w o h e r er
w irklich k o m m t“, sagt sie zu ih rem V erlobten.
„Siegfried ist ein K önigssohn w ie ich. Sein
Vater ist d er K önig d er N iederlande. Er ist sch o n
seit langer Z eit in m ein e S chw ester verliebt u n d
hat lange a u f sie g ew artet. Sie w erd en glücklich
sein z u sa m m e n .“
Bei diesen W o rte n w e in t B rünhild n o ch m e h r
und h ö rt n ich t m e h r m it W einen auf.
1eifersüchtig missgünstig
27
Worte & Wörter
1 Finde das passende Adjektiv.
B eispiel: 1 - B
1
2
3
4
5
0
0
□
□
□
Kraft
Glück
Liebe
Macht
Fest
A glücklich
^ k r ä ft ig
C festlich
D verliebt
E mächtig
Strukturen & Satzbau
2 Adjektivsteigerung. Setze die richtige Form ein:
Beispiel:
A lberich i s t ......................... (hässlich) als Siegfried.
A lberich ist häss licher als Siegfried.
1 Siegfried i s t
(stark) als König Günther.
2 Island i s t
(klein) als das Burgund.
3 Kriemhild i s t ..........................(schön) als Brünhild.
4 Er h a t .......................................... (viel) Gold als sie.
3 Korrigiere die Sätze.
Beispiel:
Alberich sind ein Zwerg.
A lberich ist ein Zwerg.
1 Brünhild ist der Königin von Island.
2 König Günther ist so starke wie Brünhild.
3 Siegfried helft König Günther.
4 Brünhild kommt mit König Günther in Worms.
28
5 Kriemhild wollen Siegfried heiraten.
6 Worms ist die Hauptstädte von Island.
I il in Deutsch 2 Lesen
-
Lies den Artikel und beantworte die Fragen mit falsch (F)
oder richtig (R).
Archäologische Funde
ie Burgunder waren
war stets mit Löwen abgebildet.
im Mittelalter bekannt
Von den Gürteln glaubte man,
1111 ih re Waffen. Eisen war
«l.pi wichtigste Material, um
dass sie dem Träger Schutz und
Unverletzlichkeit verleihen. In
\\ illen herzustellen. Aber sie
einer Ortschaft in der Nähe von
Im,im hten auch Silber. Mit Silber
Worms bew eisen archäologische
n
teilten sie Gürtelverschlüsse
Funde burgundische Anwesenheit.
mim enormer Größe her. Dabei
In 56 Gräbern wurden Urnen und
w .Iren sie sehr phantasievoll:
Skelette festgestellt. Gefunden
I hün liehe Darstellungen auf
wurden viele Einzelstücke:
< ui lelVerschlüssen waren nicht
Schüsseln, Schalen, Urnen,
eilen. Sie zeigten das Kreuz,
Pfeilspitzen, Beile, Fibeln, Becher,
.l,i. I.eben Christi oder den
Ringe, Schnallen, Glasperlen,
l'mpheten Daniel. Der Prophet
Schwerter usw.
fs.i n k r h i m c i mg
m m m w m rm
I k'ispiel:
Die Burgunder m achten G ürtelverschlüsse
F
aus Silber.
d
1 Die Burgunder stellten Waffen her.
2 Die Waffen waren aus Silber.
D
5 Archäologische Funde bei Worms stammen von
den Burgundern.
D
4 Die Gräber waren leer.
D
•> I isen war ein wichtiges Material.
O
29
R
0
D
D
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!
Kapitel 3
Der Tod von Siegfried
► 4 In W o rm s b e g in n t die D o p p elh o ch zeit. Z w ei
W ochen d a u e rt das H ochzeitsfest. D an n k eh ren
die le tzte n G äste n ach H au se zu rü ck . A uch
Siegfried fäh rt m it K riem hild in die N iederlande.
D ie E ltern v on Siegfried sind fro h ü b e r die
R ückkehr des Sohnes u n d ü b erg eb en ih m die
K ro n e1. Siegfried reg ie rt z e h n Jah re lang. E r ist ein
g u te r König. E r v erein t2die N iederlande m it d em
Reich d er N ibelungen. S om it w ird er zu ein em
d er reichsten u n d m äch tig sten K önige ü b erh au p t.
In W o rm s dag eg en findet B rünhild keine R uhe.
Sie h a t g em erk t, dass sie im K am p f g eg en K önig
G ü n th e r g etäu sch t w o rd en ist. Sie m ö c h te endlich
die W ah rh eit w issen. A ber sie ist auch eifersüchtig
a u f K riem hild.
Als am H o f ein g ro ß es Fest stattfindet, schickt
sie eine E inladung an Siegfried u n d K riem hild.
Die b eid en n e h m e n die E inladung an. Vor allem
K riem hild freu t sich darauf, n ach ein em J a h rz e h n t
1e Krone, en Symbol des Königs
1vereinen zusammentun
30
Das Nibelungenlied
&
w ieder in ihre alte H e im a t zu rü ck z u k eh ren . Als
die königlichen G äste in W o rm s a n k o m m en ,
beg in n t ein grandioses Fest.
D o ch n ach ein er W oche fangen B rünhild u n d
K riem hild zu stre ite n 1an.
„Siegfried ist ein sch ö n er u n d tap ferer M ann,
aber er ist n u r d er D ien er vo n K önig G ü n th e r“,
b em erk t B rünhild zu K riem hild.
„D ann w ollen w ir h e u te A bend v o r d er M esse
sehen, ob Siegfried d ein em G ü n th e r gleichgestellt2
ist“ , ru ft K riem hild w ü ten d : „Ich w erd e v o r dir
in den D o m gehen, u m zu bew eisen, dass ich
m ächtiger b in als d u .“
Die b eid en K önig in n en laufen in die Burg, u m
sich fü r die M esse u m z u zieh e n . Jede w ill sch ö n er
sein als die andere.
Vor d em K irchentor treffen sie aufeinander.
K riem hild beleidigt3 B rünhild: „O h n e Siegfried
h ätte dich K önig G ü n th e r nie ero b ert. Sie h ab en
dich b etro g e n ."
Da fängt B rünhild zu w ein en an.
K riem hild b e tritt v o r ih r die Kirche.
1streiten, stritt, hat gestritten heftig diskutieren
' 1gleichgestellt von gleichem sozialen Rang
! beleidigen mit Wörtern verletzen
31
Kapitel 3
J e tz t ist d er H ass gro ß . D ie B u rg u n d er w o llen
B rünhild helfen. D ie g an ze N ach t ü b erle g en sie,
w ie sie das U n rech t w ied erg u tm ach e n k ö n n en .
D och sie h ab en A ngst v o r Siegfried.
„A uch Siegfried m uss eine schw ache Stelle
haben,
wo
er
v erw u n d b ar
ist.
W ir
w ollen
K riem hild fragen", schlägt H ag en vor.
„Sie w ird Siegfried n ich t v e rra te n 1", m e in en die
an d eren Ritter.
„Sie ist eine B u rgunderin", a n tw o rte t H agen,
„u n d als solche w ird sie im m e r zu uns h alten ."
A m H o f v o n W o rm s d en k en sie sich eine Falle2
aus. Sie lassen feindliche R itter z u r B urg k o m m en .
A m n äch sten T ag m eld en sie d em Volk, dass es
K rieg geben w erde. Siegfried g eh t so fo rt zu K önig
G ü n th e r u n d b ie te t ih m seine Hilfe an.
„W aru m h ast du n ich t so fo rt nach m ir gerufen?
V ertraust d u m ir n ich t m ehr? W en n es K rieg gibt,
d an n käm pfe ich a u f je d e n Fall m it euch!“
„Ich danke d ir“, a n tw o rte t K önig G ü n th er: „Es
ist ein g ro ß es G lück, ein en F reund w ie dich zu
haben. Ich n e h m e deine Hilfe g ern e a n .“
1verraten, verrät, verriet, hat verraten denunzieren
2e Falle, n Täuschung
32
Das Nibelungenlied
N ach w en ig en T agen steh t das H e e r d er
B urgunder-K önige b ereit, u m n ach N o rd en zu
reiten. D ie M ädchen u n d F rau en w ein en . Sie
wissen nicht, dass ih r K önig u n d seine V ertrau ten
ihren b e ste n F reun d in eine Falle lo ck en 1w ollen.
H agen lässt sich bei K riem hild m elden:
„Ich m ö c h te dir im N am en des K önigs sagen,
wie glücklich w ir d a rü b e r sind, dass Siegfried ein
so g u te r F reund d er B u rg u n d er ist. W ir m ö c h te n
a u f k einen Fall, dass ih m etw as passiert. D eshalb
bin ich g ek o m m en . G ibt es etw as, das w ir w issen
m üssen, u m sein L eben zu sch ü tzen 2?“
„Ich danke dir fü r d en Besuch. Ich h ab e g ro ß e
Angst u m Siegfried. Es ist m u tig e r als alle an d eren
und k en n t keine G efah r“, a n tw o rte t K riem hild.
„G ibt es eine Stelle, an d er Siegfried v erletzb ar
ist? Sag es m ir, d an n k an n ich ihn in d er Schlacht
besser s c h ü tz e n “, fragt H ag en schlau.
„W ir g eh ö ren z u r g leichen Familie. D ah er
will ich dir ein G eh eim n is3 v erraten : Siegfried
ist n u r an ein er einzigen Stelle verw undbar. Als
er näm lich im Blut des D rach en bad ete, ist ein
'In eine Falle locken böswillig in Gefahr bringen
1schützen aufpassen, hüten
' s Geheimnis, e etwas, das niemand weiß
33
Kapitel 3
Blatt a u f seinen R ücken gefallen. D o rt ist keine
H o r n h a u t1 gew achsen. N u r an dieser Stelle ist
Siegfried v erw u n d b ar."
M it
diesen
W o rte n
h at
K riem hild
ih ren
G eliebten v erraten .
A m n äch sten M o rg en reiten die ersten M än n er
los. K aum sind sie au ß er Sicht, reiten zw ei R itter
z u r Burg. Sie m eld en K önig G ü n th er, dass es kein
Krieg m e h r g eb en w ird. D ie A ngst d er Feinde v o r
K önig Siegfried sei zu groß.
Siegfried ist en ttäu sch t. Er h a tte sich a u f den
K am p f gefreut. K önig G ü n th e r lässt ihn zu sich
rufen:
„Sei nich t traurig! Ich w ill dich fü r deine tre u e n
D ienste b e lo h n e n u n d eine Jag d 2organisieren. Die
w ird dich a u f an d ere G ed an k en b rin g e n .“
Siegfried vergisst seine E n ttäu sch u n g u n d ist
sofort dazu b ereit, m it seinen F reu n d en a u f die
Jagd zu gehen. Siegfried ist ein h e rv o rra g e n d e r
Jäger.
Als K riem hild vo n d er g ep lan ten Jagd erfäh rt,
erschrickt3 sie. Sie h at A ngst u m das L eben ihres
1e Hornhaut
(nurSg.)sehr harte ! erschrecken, erschrickt, erschrak,
Haut
ist erschrocken Angst haben
1e Jagd (nurSg.) Töten wilder Tiere
34
Kapitel 3
L iebsten u n d m ö c h te ih m
erzählen, w as sie
H ag en v e rra te n hat. A ber Siegfried w ü rd e ih r
n ic h t glauben.
Sie b itte t ihn, n ich t a u f die Jagd zu gehen:
„Ich b itte dich, Siegfried, bleib bei mir! G eh
n ich t a u f die Jagd!“
D o ch Siegfried lach t n ur:
„M ach dir keine Sorgen, ich h abe keine Feinde!
D ie B urg u n d er sind m ein e b esten F reunde. Ich
w ü rd e m ein L eben fü r sie riskieren. Ich habe
n ie m a n d e m etw as Schlechtes getan. In ein p aar
T agen b in ich w ied er da!“
E r u m a rm t1seine F rau ein letztes Mal. D an n
g eh t er.
A uf d er Jagd bew eist Siegfried w ied er einm al
seine Kraft. Er ist schneller als alle an d ere n u n d
der b este Jäg er w eit u n d breit. In k ü rzeste r Z eit
h a t er ein W ildschw ein2u n d ein en B ären3g etö tet.
N ach ein p aar S tu n d en treffen sich die Jäg er zu
ein em reichen Essen. D o ch es gib t w ed er W ein
n o ch W asser.
1umarmen küssen
2s Wildschwein, e wildes Schwein
3r Bär, n großes, gefährliches Pelztier
36
Das Nibelungenlied
®
„W ie ist es m öglich, dass es nichts z u trin k en
gibt?", fragt Siegfried. „M ein D u rst w ird im m e r
g r ö ß e r !“
„Es tu t m ir leid. Ich h ab e die G eträn k e
vergessen. A ber ich k en n e eine Q u elle1h ie r in d er
Nähe. D o rt g ib t es frisches W asser!“, ru ft H agen.
„D ann los, w ir w o llen so fo rt d o rth in g e h e n “,
.m tw o rtet Siegfried. E r d en k t an nichts Böses. D ie
In-iden g eh en alleine los.
Als sie an d er Q uelle an k o m m en , b e u g t sich
Siegfried ü b e r das W asser, u m zu trin k en . In
diesem M o m en t sticht2 H ag en vo n h in te n d em
I leiden g en au ins H erz. Siegfried ist sofort to t.
<S>
1e Quelle, n Ort mit Wasser
\tcchen, sticht, stach, hat gestochen mit einem Messer treffen
37
Strukturen & Satzbau
1 Schreib die Sätze im Perfekt.
Beispiel:
Die R itter kämpfen.
Die R itter haben gekäm pft.
1 Sie locken ihn in die Falle.
2 Siegfried geht mit ihnen auf die Jagd.
3 Das Hochzeitsfest dauert zwei Wochen.
2 Trennbare Verben. Ergänze die Sätze.
Beispiel:
Schon b a ld ................sie
Schon bald reisen sie ab.
(abreisen)
1 Siegfried v...................... nach H a u se .............................
(zurückkehren).
2 S ie
die Gäste zur D op p elhochzeit..............
(einladen).
3 E r ..............................an der Q u e lle ................ (ankommen).
4 Nach einer W o c h e .......................sie zustre ite n ..................
(anfangen).
3 Negation. Verneine die Sätze.
Beispiel:
Brünhild bleibt in Island.
Brünhild bleibt nicht in Island.
1 Brünhild weint.
2 Siegfried ist ein Diener.
38
3 Brünhild will König Günther heiraten.
4 Der Schatz der Nibelungen ist klein.
Worte & Wörter
4 Welche Wörter gehören zusammen?
1 k'ispiel: 7 - E
1 |/ 1Quelle
2 1 1Messe
S 1 1König
4 1 iJa g d
5 1 IWein
e 1 1Held
A W ildschwein
n Siegfried
c
Dom
D kssen
■ W asser
i Krone
*>W.i-. stimmt? Kreuze richtig (R) oder falsch (F) an.
I ifr,p ie l: Kriem hild verrät das Geheimnis
im i Sigfried.
r
0
f
0
I
i
3
4
*.
□
□
Mogfried hat keinen Durst.
Mogfried ist am Bauch verwundbar.
König Günther lädt Siegfried zur Jagd ein.
I lagen will Kriemhild töten.
I lagen kennt eine Quelle im Wald.
39
Kapitel 4
Kriemhild bei den Hunnen
► 5 D er T od vo n Siegfried ist schrecklich fü r K riem hild.
Sie ist trau rig , ab er auch w ü te n d a u f die M ö rd e r1
ihres M annes. Z u R echt verd äch tig t2 sie H ag en
u n d ihre Brüder. Als diese bei d er T o ten m esse an
d em to te n Siegfried V orbeigehen, fließt plötzlich
Blut aus d en W u n d en 3. Je tz t w eiß sie, w e r Siegried
g e tö te t hat. T ro tzd em bleib t K riem hild in W orm s.
A ber sie leb t fern v o m H o f u n d in g ro ß e r Trauer.
M ehrere Jah re vergehen.
Eines Tages b eschließen K önig G ü n th e r u n d
seine Brüder, w ied er Frieden m it K riem hild zu
schließen. H eim lich hoffen sie, dass K riem hild den
Schatz d er N ib elu n g en n ach W o rm s b rin g en lässt.
K riem hild ist bereit, ih ren B rü d ern zu verg eb en 4.
A ber H ag en nicht. Ihm w ird sie nie vergeben.
D ie B u rg u n d er verlieren keine Z e it u n d reiten
n ach N o rd en , u m d en Schatz zu holen. Sie
1r Mörder,
-Killer
Verdächtigen beschuldigen
5e Wunde, n Verletzung
Vergeben, vergibt, vergab, hat
vergeben verzeihen, entschuldigen
40
Das Nibelungenlied
b rau ch en M onate, u m das viele G old u n d die
Edelsteine n ach W o rm s zu brin g en . K riem hild
w ird reich u n d m ächtig. D as passt H ag en nicht.
I irw a rn t1d en König:
..K riem hild
ist zu
reich.
Sie k ö n n te
uns
gefährlich w erd en !“
Sie beschließen, d en Schatz im R hein z u
verstecken2. D am it b rech e n die K önige w ied er ih r
W ort. K riem hild verliert ih ren R eich tu m u n d ihre
M acht.
Da passiert es, dass w eit, w eit e n tfe rn t v o m
h u rg u n d die Frau des H u n n en k ö n ig s E tzel stirbt.
I r hat keine Kinder. D eshalb m ö c h te n seine Ritter,
dass er w ied er h eiratet.
„Die schöne K riem hild aus W o rm s w äre die
richtige F rau fü r dich. D er starke Siegfried ist
ihr M ann g ew esen “, sagen sie zu ihm . D o ch d er
König h a t Z w eifel3:
1warnen eine Gefahr zeigen
' verstecken unsichtbar machen
’ r Zweifel, - Unsicherheit
41
Kapitel 4
„A ber ich bin ein H e id e 1. Sie ist eine C h ristin 2.
Sie w ird m ich nie h e ira te n “, m e in t er.
D o ch seine R itter h ab en sch o n entschieden:
K riem hild soll ihre n e u e K önigin w erd en . Sie
schicken eine T ru p p e los, die ins B u rg u n d reisen
soll. D er W eg ist w eit u n d gefährlich. Fast zw ei
W o ch en sind sie u n terw eg s. D an n k o m m e n sie in
W o rm s an. Sie tra g e n p räch tig e Kleider. H ag en
e rk e n n t die H u n n e n . E r w a r als Kind bei ih n en
aufgew achsen. E r b e g rü ß t sie freundlich:
„Seid w illk o m m en an u n se re m
H of! W as
k ö n n e n w ir fü r eu ch tu n ?“
„W ir m ö c h te n m it e u re m K önig sp rech en “,
a n tw o rte n sie ebenso freundlich.
H ag en fü h rt sie so fo rt zu K önig G ü n th er, d er
die G äste im g rö ß te n Saal des Schlosses em p fän g t
u n d sie zu ein em Festessen einlädt. Sie trin k en
u n d essen m it A ppetit. A m E nde d er M ahlzeit
v e rra te n ih m die frem d en R itter d en G ru n d ihres
K om m ens:
„W ir m a ch en u n s S orgen u m u n se re n König.
E r h at seine Frau v erlo ren u n d h a t keine Erben.
W ir h ab en v on d er S ch ö n h eit K riem hildes g e h ö rt
1r Heide, n Person, die nicht an Gott glaubt
21Christ, en Person, die an Gott glaubt
42
Das Nibelungenlied
und dass sie alleine ist. W ir sind sicher, dass sie die
richtige Frau fü r u n seren H e rrsc h e r w ä re .“
Als H ag en das h ö rt, w a rn t er seinen König:
„K önig E tzel ist seh r m ächtig. W en n K riem hild
seine Frau w ird, w ird sie z u r m äch tig sten K önigin
der W elt. D as k ö n n te d em B urg u n d U nglück
b rin g en .“
D och K önig G ü n th e r sieht keine G efahr: „D as
I ,and d er H u n n e n ist w eit en tfern t. D azw isch en
liegen riesige W älder u n d b reite Flüsse. W ir
b rau ch en keine A ngst zu hab en . A ber w ir w ollen
K riem hild fragen. Sie soll entscheiden!"
K riem hild w ill z u e rst nichts davon w issen:
„Ich bin zu alt u n d n ich t m e h r sch ö n genug, u m
noch einm al zu h eiraten . Ich w äre eine F rem de
und sehr ein sam 1im L and d er H u n n e n .“
Da versprechen ih r die B oten, dass sie am
I lu n n e n h o f
fü n fh u n d e rt
R itter
b esch ü tz en
w erden. D a ist K riem hild einverstanden. Sie w eiß
genau, w aru m . Bald d a ra u f n im m t sie A bschied
von W orm s.
Sie ziehen d u rch B ayern u n d als sie die D o n au
erreich en 2, sta u n t3 K riem hild, w ie b reit d er Fluss
1einsam alleine
'erreichen ankommen
3staunen sich wundern
43
Kapitel 4
ist. A uch die Berge sind viel h ö h e r als in ih rer
H eim at. Sie zieh en w eiter u n d k o m m e n nach
langer Z e it endlich v o r W ien an, w o K önig Etzel
a u f sie w a rte t. E r freu t sich ü b e r die S ch ö n h eit von
K riem hild. D as n e u e P aar w ird ju b e ln d g efeiert
u n d das H o ch zeitsfest d a u e rt viele Tage. D an n
reist das P aar z u r B urg vo n E tzel w eiter.
H ier verb rin g t K riem hild die n äch sten Jah re in
Frieden u n d g ro ß e m R eichtum . Sie b rin g t einen
Sohn, d en k lein en O rtlieb, z u r W elt. K riem hild
h a t alles, w as ih r H erz b e g e h rt1. T ro tzd em k an n
sie n ich t vergessen, w as ihre B rü d er ih r an g etan
haben. Eines Tages findet sie d en M ut, m it ih rem
M ann zu sprechen.
„M ein Liebster, ich danke dir fü r alles, w as du
fü r m ich g etan h ast u n d es g eh t m ir auch g u t bei
dir, aber tro tz d e m v erm isse2 ich m ein e B rüder
sehr. Ich m ö c h te sie g ern e zu u n s ein lad en .“
„W enn du das m ö ch test, d an n w erd en w ir sie
sofort einladen. S chon m o rg e n sollen die B oten
losreisen“, a n tw o rte t K önig Etzel.
K riem hild
ist
’ begehren wollen, wünschen
2vermissen fehlen
44
überglücklich.
Am
frü h en
Kapitel 4
s
M orgen n im m t sie d en v o rd ersten B oten z u r Seite
u n d sagt zu ihm :
„R ichtet allen G rü ß e v o n m ir aus u n d sagt,
dass es m ir g u t geht. A ber vo r allem passt auf, dass
H ag en m itk o m m t. E r m uss dabei sein. U n d auch
die N ib elu n g en .“
„W er sind d en n die N ibelungen?“, fragt d er
B ote erstau n t.
„Sie sind die H ü te r des N ib elu n g en sch atzes“,
a n tw o rte t K riem hild.
D er B ote reitet m it d en an d eren los. N iem an d
w eiß w as K riem hild im Schilde f ü h r t1.
In W o rm s em p fan g en die B urgunder-K önige die
B oten aus d em H u n n e n la n d u n d ü b erleg en , ob sie
die E inladung a n n e h m e n sollen o d er nicht. H ag en
ist dagegen. A ber schließlich m uss er einw illigen2.
D ie K önige beschließen, m it ein em H e e r v o n
ü b e r ta u sen d M ann z u r B urg v o n E tzel zu reisen. ■
1im Schilde führen Vorhaben
2einwilligen einverstanden sein
46
Strukturen & Satzbau
1 Ergänze die Adjektivendungen.
Beispiel:
D e r ................(b reit) Fluss.
Der breite Fluss.
1 D ie .....................................(schön) Kriemhild.
2 D e r .....................................(m ächtig) König.
3 D a s .....................................(frem d) Land.
4 D ie .....................................(treu) Ritter.
2 Setze den richtigen Possessivartikel in der passenden
Form ein.
Beispiel:
Sie g fried h o lt
Schw ert.
Sie g fried holt
sein Schw ert.
1 Sie v e rd ä c h tig t..................................... Bruder.
2 Etzel hat................................Frau verloren.
3 Die Hunnen lie b e n ............................... König.
4 König Günther spricht m it ...........................Schwester.
Worte & Wörter
3 Unterstreiche das Wort, das nicht in die Reihe passt.
B eispiel: Edelstein - G old - Silb er - W asser
1 Reiter - Motorrad - Turnier - Pferd
2 Küchenm esser - Schwert - Speer - Lanze
3 König - Ritter - Kaiser - Pilot
4 Finde die passende Erklärung.
Beispiel: 1 - D
1 0 Frieden schließen
2 □ das Wort brechen
3 □ keine Zeit verlieren
4 EU Zweifel haben
5 D im Schilde führen
48
A planen
B sich beeilen
C das Wort nicht halten
^ "Frie d e n machen
E unsicher sein
Fll in Deutsch 2 - Schreiben
*• Im Internet liest du die folgende Anzeige. Antworte mit
olner E-Mail.
Videogruppe! Leute mit originellen Ideen gesucht!
Wir sind 7 Personen und machen seit fünf Jahren Filme.
Wu Iv iben schon mehrere Preise gewonnen: den letzten beim
m l'•(nationalen Videofestival in Berlin. Je tzt möchten wir ein
neues Video über deutsche Sagen drehen,
l mfür suchen wir Leute, die originelle Ideen haben. Wir
müssen den Film bis Ende Oktober fertig haben.
Wir haben also noch vier Monate Zeit. Wer hat Lust und
Zeit? Unsere E-M ail-Adresse ist: [email protected]
Antworte auf die folgenden Punkte mit einem
oder zwei Sätzen.
1
2
3
4
Wer bist du? (Stell dich vor: Name, Alter, Schule,
Familie usw.)
Welche Hobbys hast du?
Hast du schon einen Film gem acht?
Hast du eine gute Idee?
An:
Cc:
Bcc:
Betreff:
49
Kapitel 5
Die Niederlage
der Burgunder
6 D ie B u rg u n d er reiten so schnell sie k ö n n en .
A ber die Reise ist lang u n d gefährlich. N ach d em
Schw arzw ald k o m m e n sie an die D o n au . Es ist
F rühling u n d d er Fluss fü h rt H o ch w asser1. W eit
u n d b re it ist keine F ähre2 zu sehen. H ag en g eh t
am U fer entlang, u m eine Stelle zu finden, w o
m a n d en Fluss ü b e rq u e re n k ö n n te. D abei findet
er eine Q uelle. D o rt sind m e h re re N ixen3 am
Baden. Als sie H ag en sehen, sch w im m en sie a u f
d en Fluss hinaus. Ihre K leider h ab en sie am U fer
zurückgelassen. H ag en n im m t sie an sich. D a ru ft
eine d er Nixen:
„ Fass u n s die Kleider, ed ler Ritter, w ir w erd en
dir sagen, w ie deine Reise en d et!“
H ag en legt die K leider zu rü ck .
„D u w irst
siegreich
n ach
W o rm s
z u rü c k k e h re n “, p ro p h e z e it eine d er B adenden.
„G laub ih r n ic h t“, sagt da eine an d ere Nixe, „die
Reise b rin g t n u r U nglück. Sie ist dein V erderben4.
1s Hochwasser
.)veli Wasser
rSg
u
(n
1e Fähre, n Schiff, das Menschen transportiert
5e Nixe, n Wasserfrau
4s Verderben
50
{nurS
.)Unglück, Tod
g
Das Nibelungenlied
K riem hild w ill sich rä c h e n 1. K ehr u m , solange du
noch k a n n s t.“
„Ich habe keine A n g st“, a n tw o rte t H agen,
„schon g ar n ich t vo r ein er Frau. W ie soll eine
einzige
F rau
tau sen d
B u rg u n d ern
gefährlich
w erden k ö n n en ?“
A ber die Nixe an tw o rte t:
„G laub mir! Ihr m ü sst alle e u e r L eben lassen!
Alle bis a u f einer. N u r e u e r K aplan2 w ird leb en d
nach W o rm s zu rü ck k e h re n !“
H ag en w ill nich t a u f die N ixen h ö ren :
„Ich glaube eu ch kein W ort! Sagt m ir lieber, w o
ich eine Fähre finden k an n , statt U n w a h rh e ite n zu
erzählen!“
„Ein S tück w eiter o b en leb t ein F äh rm an n
a u f d er an d eren Seite des Flusses. Sag ihm , dass
du sein B ruder bist. D an n k o m m t er b estim m t!“,
an tw o rte n ih m die W asserfrauen.
H agen g eh t stro m a u fw ärts3. D an n sieht er das
I laus des F ährm anns. E r ru ft n ach ihm . D och
niem and öffnet die Tür.
„K om m heraus, F ährm ann! H ier steh t dein
' sich rächen Unrecht wiedergutmachen
'r Kaplan, e Mann der Kirche
1stromaufwärts gegen die Flussrichtung
51
Kapitel 5
B ru d er u n d w a rte t a u f dich!“, ru ft er, diesm al
etw as lauter.
D a k o m m t d er F äh rm an n aus seinem H au s
u n d steigt in die Fähre. Als er am an d eren U fer
a n k o m m t, springt H ag en in das B oot.
D a m e rk t d er F äh rm an n , dass er b etro g e n
w o rd e n ist:
„D u b ist nich t m ein Bruder! Steig so fo rt w ied er
aus!“
D o ch H ag en g ib t n ich t auf:
„Ich b ezah len dich. W ir sind ein ganzes H eer.
W ir m ü ssen alle ü b e r d en Fluss.“
Als d er F äh rm an n im m e r n o ch n ich t will,
schlägt1ih m H ag en d en K opf ab. D ie Fähre driftet
stro m a b w ärts bis z u m w a rte n d e n H eer.
„W o ist d er F äh rm an n ?“, fragt ih n K önig
G ünther.
„Es g ib t k einen F äh rm an n ; ich h abe das B oot
am U fer g e fu n d e n “, lü g t H agen.
„W ie k o m m e n w ir o h n e F äh rm an n ü b e r die
'den Kopf abschlagen, schlägt ab, schlug ab, hat abgeschlagen enthaupten
52
Kapitel 5
®
D onau?“, fragen die B urgunder.
„Ich
w erd e
eu ch
alle
h in ü b erb rin g en ",
a n tw o rte t H ag en u n d s te u e rt das Boot.
D ie R itter steigen a u f die Fähre. H ag en fäh rt
los. P lötzlich m uss er an die P ro p h ezeiu n g d er
N ixen denken. 'W ir w o llen sehen, w er R echt
b eh ält', d en k t H ag en u n d blickt a u f d en K aplan.
D ieser sitzt g anz h in ten in d er Fähre. H ag en stellt
sich h in te r ih n u n d g ib t ih m ein en Schlag1m it d em
R uder2. D er K aplan fällt in d en Fluss.
„Hilfe, H ilfe“, ru ft er u n d versucht, sich m it d er
H a n d an d er Fähre festzuhalten.
D a schlägt H ag en schlägt n o ch einm al zu. D er
K aplan scheint verloren. D o ch er h a t Glück; das
W asser spü lt ih n ans Ufer. E r ist g erettet.
D ie B u rg u n d er reisen w eiter u n d k o m m e n nach
vielen T agen v o r d er B urg des H u n n en k ö n ig s an.
H ier w a rte n A ttila u n d K riem hild a u f sie. D o ch
K riem hild b e g rü ß t n u r ihre B rü d er u n d b e ac h tet
die an d eren R itter kau m .
„W aru m b e g rü ß t d u u n s nicht?“, fragt H ag en
1r Schlag, “e Hieb, Stoß
1s Ruder, - Teil des Bootes
54
Das Nibelungenlied
®
die H u n n en k ö n ig in . „W ir h ab en eine lange Reise
h in ter un s!“
„W arum soll ich dich b eg rü ß en ? O d er h ast d u
etw a d en Schatz d er N ib elu n g en m itg eb rach t?“,
fragt K riem hild zurück: „Er g e h ö rt mir. W o ist er?“
„D en Schatz d er N ib elu n g en w illst du? D er
ist im R hein versteckt. D a w ird er w o h l au ch
b leiben“, a n tw o rte t H agen.
„W oher h ast du d en M ut, so m it m ir zu
sprechen?“, fragt K riem hild w ü te n d . „D u hast
Siegfried g e tö te t!“
„Das s tim m t“, g ib t H ag en zu, „aber d u h ast die
K önigin B rünhild beleidigt. D o ch je tz t lass u n s
durch, w ir m ö c h te n m it K önig E tzel sp rech en .“
D ie B urg u n d er zieh en in d en Festsaal des
Königs. H ier h a t K önig E tzel ein reiches Festm ahl
für die G äste v o rbereitet. A uch d er k leine Sohn
von K riem hild ist dabei. D o ch w äh ren d sie am
'Tisch sitzen, passiert etw as Schreckliches am H of.
Die bu rg u n d isch e T ru p p e u n d die h u n n isch en
R itter fangen plötzlich heftig zu streiten u n d
käm pfen an. Sie h ö re n erst auf, als fast alle to t am
Boden liegen. N u r ein p aar B u rg u n d er sind n o ch
55
Kapitel 5
am Leben. Sie g eh en z u m Festsaal, w o die K önige
sind. Als H ag en erfäh rt, w as passiert ist, befiehlt
er ihnen, die T ü r zu schließen.
„N iem an d soll sein em Schicksal1 e n tg eh en !“,
ru ft er.
D an n packt er d en k lein en K önigssohn.
„E r soll den A nfang m ach en !“, schreit er w ie
vo n S innen u n d schlägt d em K naben d en K opf ab.
Je tz t ist H ag en ist n ich t m e h r aufzuhalten.
M it seinem S ch w ert g eh t er a u f die H u n n e n los.
Ein b lu tig er K am p f b eg in n t. Die B u rg u n d er sind
stärk er als die H u n n e n . A ber sie w issen, dass sie
verloren sind. Sie tre te n v o r Etzel, u m m it ih m zu
sprechen. D ieser k an n v o r T rau e r ü b e r d en Tod
seines S ohnes k au m sprechen.
„W as w ollt ih r n o ch vo n mir? Ih r h a b t m e in en
Sohn getötet! W ie k an n ich eu ch je vergeben? Ih r
w erd et eu re H e im a t n ich t W iedersehen!“, sagt er
m it g eb ro ch e n er S tim m e.
„E ure L eute h ab en u n sere M än n er angegriffen,
1s Schicksal (nurSg.) Prädestination
56
Kapitel
o
w ir w o llten k ein en K am p f!“, a n tw o rte t
ih m
G ünther. „D o ch h ö r zu! W ir h ab en ein en le tz te n
W unsch. Ö ffne das T or d er Burg! W ir w o llen im
Freien ste rb e n .“
K önig E tzel w ill ih n e n diesen le tzte n W unsch
erfüllen. D a m e ld et sich K riem hild zu W ort.
„ H ö rt n ich t a u f sie, m e in G eliebter, sie w ollen
un s alle tö te n !“
K riem hild w eiß gen au , w as a u f d em Spiel steht.
Sie ru ft die h u n n isch en R itter zu sam m en .
„T reibt die B u rg u n d er in die B urg z u rü c k u n d
z ü n d e t1d en Saal an!“, befiehlt sie ihnen.
D ie H u n n e n g eh o rch e n d er K önigin u n d
treib en die F rem d en in die B urg zu rü ck . D an n
z ü n d en sie d en Saal an. Von w e ite m sicht m a n das
Feuer. W ie d u rch ein W u n d er2ü b erle b en H ag en
u n d die B urgunder-K önige. A ber sie sind je tz t
G efangene v o n K riem hild.
D iese setzt sich a u f d en T h ro n vo n K önig Etzel
u n d w ill m it H ag en sprechen. Als er v o r ih r steht,
befiehlt sie ihm :
„G ib m ir d en Schatz d er N ib elu n g en zu rü ck !“
'anzünden
Feuer legen
Zauberei
^W under,-
58
Das Nibelungenlied
„Ich bleibe m e in e m K önig treu! Solange er lebt,
w erde ich n ich t v erraten , w o d er Schatz lieg t“,
a n tw o rte t H agen.
D a lässt K riem hild K önig G ü n th e r tö ten .
„Jetzt k an n st du re d e n “, sagt sie.
„Ich v errate dir n ic h ts“, a n tw o rte t H agen.
D a n im m t K riem hild sein S chw ert u n d schlägt
ih m d en K opf ab. K önig E tzel sieht m it Schrecken
zu. Ein R itter tö te t K riem hild.
D ie R ache ist zu Ende.
59
Worte & Wörter
1 Wie heißen die Verwandten?
B eispiel: Die Sch w ester von m einer M utter ist m eine Tante.
1 Die Mutter von meiner Mutter ist meine.............................
2 Der Vater von meinem Vater ist m e in .................................
3 Der Bruder von meinem Vater ist m e in .............................
Strukturen & Satzbau
2
Setz die richtig konjugierten Verben ein.
bleiben - liegen - leben - werden -jjjetff- gehören
Beispiel: W o
er? Wo Ist er?
1 Ic h ...................... meinem König treu.
2 Ic h ...................... nicht verraten, wo der S c h a tz
3 Solange e r ..................................
4 Der S c h a tz ...................................mir.
3 Schreib die richtige Präposition in die Lücke.
B eispiel: Wie könnt ihr s o
m ir sprechen?
Wie könnt ihr so m it m ir sprech en ?
fit. an
B m it
C
1 Sie treiben die B u rg u n d e r
den Saal zurück.
A in
B im
C um
2 Sie setzt s ic h
den Thron.
fit unter
B über
C auf
3 Sie ko m m en
die Donau.
f it auf
B am
C an
60
Fit in Deutsch 2 - Sprechen
4 Thema: Kleidung. Stell Fragen mit den Fragewörtern in
den kleinen Kreisen.
5 Kreuzworträtsel
1 Er ist der erste Ehemann von Kriemhild
2 Er ist ein Zwerg
3 Sie will Rache
4 Er tötet Siegfried
5 Er heiratet Brünhild
6 Er ist der König der Hunnen
1
S
1
E
G
F
R
1
E
D
3
4
5
6
Wie heißt das Lösungswort?
6l
A uf der Bühne
Personen:
Siegfried
Etzel
K önig G ü n th e r
Volk
K riem hild
H u n n isch e B oten
H ag en
R itter
B rünhild
Szene
1:Schloss der Burgunder-Könige in Worms.
Siegfried trifft am H of ein.
Hagen: W er b ist du, sto lzer Frem der?
Siegfried: Ich bin Siegfried, d er Sohn vo n K önig
S iegm und
und
K önigin
Sieglinde
d er
N iederlande.
Hagen: H erzlich w illkom m en! W as fü h rt dich
zu uns?
Siegfried: Ich h abe vo n d er S chönheit e u e r
K önigin K riem hild g eh ö rt. Ich m ö c h te m it
ih rem B ruder, K önig G ü n th e r sprechen.
Hagen: Ich will es d em K önig sagen u n d sehen,
ob er b ereit ist, dich zu em pfangen.
Hagen geht zu König Günther.
Hagen: M ein K önig, ein sto lzer Jü n g lin g
m ö c h te m it dir sprechen. Er sagt, dass er
d er Sohn v o m K önig d er N iederlande sei.
62
Das Nibelungenlied
s
König Günther: W as ist sein W unsch?
Hagen: E r m ö c h te deine Schw ester K riem hild
h eiraten .
König Günther: D an n w o llen w ir ih n a u f die
P ro b e stellen. W ir w erd en ih n b ei u n s
a u fn eh m en u n d sehen, ob er K riem hild
verdient.
Hagen lässt Siegfried sagen, dass er im Schloss bleiben
kann und sich dort wie zu Hause fühlen soll.
Szene 2: Die Leute laufen a u f der Straße zusammen.
Sie haben gehört, dass es Krieg geben soll und haben
Angst. Siegfried geht zu König Günther.
Siegfried: Ist es w ahr, dass die N ach b arn das
B urgund angreifen w ollen?
König Günther: G estern
h ab en
w ir
die
schlim m e N ach rich t erhalten.
D ie N ach b arn sind viel stärk er als wir.
Siegfried: Ich h ab e v o r n ie m a n d e m Angst! H ab
V ertrauen zu mir! Ich h abe schon viele
K äm pfe g ew o n n en . Ich w erd e d em Feind
en tg eg en reiten . G eb t m ir ein p aar v o n
e u re n b esten M ännern!
Siegfried zieht mit einer Truppe der tapfersten Ritter
los. Nach ein paar Monaten kehren sie siegreich zurück.
63
A u f der Bühne
König Günther: W ir v erd an k en dir u n ser
L eben, lieber Siegfried! W as h ä tte n w ir
o h n e dich gem acht? Lass u n s d en Sieg
z u sa m m e n feiern!
Siegfried: Vergisst d u n ich t etw as W ichtiges,
lieber König?
König Günther: D u h ast Recht! W ir w erd en
K riem hild rufen. D u sollst sie endlich
k en n en lern en . A ber ich m ö c h te dich u m
ein en G efallen b itten . A uch ich m ö c h te
h eiraten .
D u m u sst m ich n ach Island
begleiten, w o K önigin B rünhild w o h n t.
Siegfried: W illst d u m it d er isländischen K önigin
käm pfen? Sie ist seh r stark. Ü berleg dir das
gut!
König Günther: Ich w ill keine an d ere als sie.
A uch w en n ich m ein L eben riskieren muss!
Siegfried: D an n m ü ssen w ir k lu g sein u n d uns
ein en P lan ausdenken. Ich h ab e schon eine
Idee!
König Günther: M ir soll es rech t sein. W ann
g eh t es los?
Siegfried: So bald w ie m öglich!
Szene 3: Siegfried, König Günther und zwei Ritter
Das Nibelungenlied
fahren über das Meer und kommen in Island an.
Brünhild steht am Tor des Schlosses.
Brünhild: W illko m m e n in m e in em Reich!
W as ist d er G ru n d d er lan g en Reise?
Siegfried: W elche Freude, dich w ied erzu seh en ,
Brünhild! D u b ist n o ch sch ö n er g ew o rd en ,
seit w ir uns das letzte M al g eseh en haben!
Ich b in g ek o m m en , u m K önig G ü n th e r
v o n B urgun d einen G efallen zu erfüllen. Er
w ill u m dich käm pfen.
Brünhild: D u k en n st die B edingungen! W en n
dein K önig d en K am p f verliert, m uss er
sein L eben lassen u n d d u m it ihm !
Siegfried: Ich w eiß. W ir w e rd e n sehen, w er d er
Stärkere ist!
Während Brünhild sich fü r den Kampf umzieht, holt
Siegfried die Tarnkappe und stellt sich unsichtbar
hinter König Günther. Nach langem Kampf ergibt sich
Brünhild.
Brünhild: Ich h abe verloren! Ab h e u te g eh ö ren
ich u n d m ein Reich K önig G ünther!
Da sieht Brünhild Siegfried, der inzwischen seine
Tarnkappe zum Schiff zurückgebracht hat.
65
A u f der Bühne
Siegfried (arglos): W an n b e g in n t d er K am pf?
Brünhild: Er ist schon vorbei! Ich h ab e verloren!
W o w arst d u d en n die g an ze Zeit?
Siegfried:
U n ten
b eim
Schiff.
Sei
nich t
u n glücklich, d u h e ira te st ein en reich en
M ann! S chon bald w irst d u die K önigin
v o n B u rg u n d sein!
Szene 4: Kriemhild und Siegfried sind zu Gast am Hofe
von Worms. Brünhild ist eifersüchtig und provoziert
eines Tages plötzlich Kriemhild. Die beiden Königinnen
fangen heftig zu streiten an.
Brünhild: K önig G ü n th e r ist m äch tig er u n d
stärk er als alle im Burgund! D u h ast n u r
d en D ien er m ein es M annes g eh eiratet.
W elche Blam age fü r eine K önigstocher!
Kriemhild: Siegfried ist ein K önigssohn u n d
m e in e m B ru d er gleichgestellt! O h n e seine
Hilfe h ä tte er dich nie besiegt!
Brünhild: D as ist n ic h t w ahr! D u bist eine
Lügnerin!
Kriemhild: G eh m ir aus d em W eg, arm es
D u m m ch en !
Die beiden Frauen beschimpfen sich und der Streit wird
Das Nibelungenlied
&
immer schlimmer. Die Burgunder Könige und Hagen
wollen Brünhild verteidigen. Kriemhild verrät Hagen,
wo Siegfried verwundbar ist. Die Männer gehen a u f
die Jagd.
Siegfried: W ir sind sch o n viele S tu n d en im
W ald u n d h a b e n g u t u n d viel gegessen!
A ber je tz t h ab e ich D u rst. W as g ib t es zu
trinken?
Hagen: L eider h ab en w ir d en W ein vergessen.
D o ch ich k en n e eine Q uelle h ier in d er
N ähe. D o rt g ib t es frisches, w u n d erb ares
W asser.
Siegfried: W o ra u f w a rte n w ir noch? D an n
nichts w ie los! W ir w o llen so fo rt d o rth in
gehen. Ist es weit?
Hagen: N ein, nein, n u r ein p aar M in u ten von
hier!
Die beiden machen sich a u f den Weg. Als sich Siegfried
niederbeugt, um an der Quelle zu trinken, sticht Hagen
zu und tötet Siegfried. Als Kriemhild von seinem Tod
erfährt, ist sie untröstlich.
Szene 5: Boten aus dem Hunnenland kommen nach
Worms. Sie wollen m it dem König sprechen.
67
A u f der Bühne
Boten: U n ser K önig h a t seine F rau verlo ren
u n d h at keine E rben. W ir w issen, dass
K riem hild schon lange allein lebt. V ielleicht
ist sie b ereit, u n se re n K önig zu h eiraten .
König Günther: Ich w ill m it K riem hild
sprechen.
König Günther geht m it Hagen zu Kriemhild.
König
Günther:
Liebe
Schw ester,
deine
S chönheit ist ü b e r alle G ren zen hinaus
bekannt
gew o rd en .
H e u te
sind
sogar
B oten aus d em H u n n e n la n d w eg en dir
g ek o m m en . Ihr H errsch er, d er m äch tig e
K önig Etzel, m ö c h te dich h eiraten .
Kriemhild: W ie k an n er so frech sein? Ich
b in eine C hristin u n d er ist ein H eide.
A u ß erd em b in ich n o ch im m e r tra u rig
w eg en Siegfried.
König Günther: Ich w eiß, w ie seh r d u Siegfried
geliebt
hast.
A ber
ü b erleg
dir
deine
A n tw o rt gut! K önig E tzel ist sehr reich u n d
m äch tig er als alle an d eren Könige.
Wenn Kriemhild Etzel heiratet, kann sie viel Macht
zurückgewinnen und sich doch noch an den Mördern
von Siegfried rächen.
68
Das Nibelungenlied
®
Kriemhild: D u h ast Recht, lieber Bruder! K önig
E tzel ist b e rü h m t fü r seinen R eich tu m u n d
seine u n b e g re n z te M acht. Lass ih m sagen,
dass ich ein v erstan d en bin.
Hagen (tritt
zum König und flüstert ihm
Ohr): Sei vorsichtig, m ein König! Als F rau
des H u n n en k ö n ig s k a n n K riem hild d en
B u rg u n d ern gefährlich w erden!
König Günther (leise zu Hagen): M ach dir
keine Sorgen! W ie soll sie d en B u rg u n d ern
gefährlich w erden? D as H u n n e n la n d ist
viel zu w eit entfernt!
Kriemhild und eine kleine Truppe treuer Ritter macht
sich a u f die Reise. Sie sind lange unterwegs, bis sie vor
den Toren Wiens a u f Etzel treffen.
König Etzel: H erzlich w illkom m en! D u bist
n o ch viel schöner, als m ir erzäh lt w o rd en
ist!
Kriemhild: D anke fü r d en liebevollen Em pfang!
Ich bin n eu g ierig d a ra u f zu sehen, w ie
g ro ß dein Besitz ist!
König Etzel: A ber gerne! Alles, w as m ir g eh ö rt,
soll auch dir g eh ö ren .
Kriemhild: D an n lass u n s zu d ein em H o f
reisen!
69
A u f der Bühne
Viele Jahre sind vergangen seit der Ankunfi von
Kriemhild am H of von König Etzel. Obwohl sie
glücklich sein könnte, wartet Kriemhild nur a u f den
Moment, an dem sie sich an den Mördern ihres Mannes
rächen kann. So schlägt sie eines Tages ihrem Manne
vor, ihre Brüder einzuladen.
Kriemhild: Lieber Etzel, es g eh t m ir g u t bei dir.
Ich h ab e alles, w as m a n sich n u r w ü n sc h en
kann.
T ro tzd em
h abe
ich
m a n ch m al
H e im w e h n ach d em B urgund u n d m e in en
B rü d ern . Ich m ö c h te sie g ern e zu ein em
B esuch einladen.
König Etzel: W en n d u das m ö ch test, d an n b in
ich g ern e einverstanden. W ir w o llen so fo rt
ein p aar B oten losschicken.
Als die Boten zur Reise bereit sind, nimmt Kriemhild
den vordersten zur Seite.
Kriemhild: H ö r g u t zu, w as ich dir sage. D u
m u sst aufpassen, dass alle m ein e B rüder
m itk o m m en ! A ber v o r allem soll auch
H ag en dabei sein!
Bote (
etwasüberrascht): W ir w erd en sehen, das
alle m itk o m m en . Ich verspreche es!
Kriemhild: D an n w ü n sc h ich eu ch eine g u te
70
Das Nibelungenlied
Reise! K o m m t bald w ied er u n d b rin g t die
B urg u n d er mit!
Die Boten machen sich a u f die weite und gefährliche
Reise durch den Schwarzwald. Dann kommen sie in
Worms an.
König Günther: Sind das n ich t B oten aus d em
H u n n en lan d , w o m ein e S chw ester lebt?
Hagen: So scheint das, m e in König. Sie h ab en
eine lange Reise h in te r sich. B estim m t
h ab en sie uns etw as W ichtiges zu sagen.
W ir w ollen sie so fo rt em pfangen!
König
Günther:
W illk o m m en ,
frem d e
Reiter! Ihr k o m m t v o n w eit weg! H ab t
ih r N ach rich ten v o n m e in er Schw ester
Kriemhild?
Boten: Ja, w ir k o m m e n vo n d ein er Schw ester.
Es g eh t ih r gut, ab er sie m ö ch te, dass ihr
sie besucht. Sie h at eu ch lange n ich t m e h r
gesehen u n d h a t H eim w eh .
König Günther: Es freu t m ich, dass es ihr
g u t geht. W ir w erd en ü b e r die E inladung
nachdenken .
(zu Hagengewandt): W as m ein st du? K ö nnen w ir
die Reise riskieren?
71
A u f der Bühne
Hagen: Lieber nicht, m ein König! D as Risiko ist
zu groß! D ie H u n n e n sind stark u n d sehr
zahlreich. W en n die E in lad u n g eine Falle
ist, k ö n n e n w ir u n s n ic h t verteidigen.
König Günther: W ir m ü ssen n u r g en ü g en d
M än n er m itn eh m en ! D an n k an n u n s nichts
passieren! Lass so fo rt ta u sen d R itter rufen!
Sie sollen u n s ins H u n n e n la n d zu K riem hild
begleiten.
Hagen (zu den Boten):
D er K önig h a t entschieden! Sagt eu re r
K önigin, dass w ir k o m m e n w erden.
Szene 5: Die Burgunder reisen durch den Schwarzwald
und über die Donau bis an den H of von König
Etzel. Dort erwartet sie Kriemhild. Sie ist kühl und
unfreundlich, vor allem zu Hagen.
Kriemhild: D u bist also au ch m itg ek o m m en ?
Hagen: W aru m b ist d u so u n freu n d lich zu m ir,
Kriemhild? W ir h ab en eine lange Reise
h in ter uns!
Kriemhild: W a ru m sollte ich freundlich zu dir
sein? O d er h ast d u m ir etw a d en Schatz d er
Das Nibelungenlied
N ib elu n g en m itgebracht?
Hagen: D er liegt an ein em sicheren O rt
versteckt! Solange d er K önig lebt, v errate
ich die Stelle nicht.
Kriemhild
(zu denR): Töt et m e in en
Bruder, den K önig G ünther!
(zu Hagen): So, je tz t k an n st d u sprechen.
Hagen: Ich w erd e dir nichts v erraten , solange
ich lebe!
Kriemhild: D an n stirb auch du!
Kriemhild schlägt Hagen vor dem entsetzten Gesicht
ihres Mannes den Kopf ab. Dann fällt auch sie durch
die Hand eines Ritters. Keiner der Burgunder wird
seine Heimat Wiedersehen.
73
Zum Weiterlesen
Der Nibelungenbrunnen in Tulln.
Das Nibelungenlied ist ein Heldenepos. Es entstand im
Mittelalter, am Anfang des 13. Jahrhunderts.
Historische Quelle
Form
Als historische Quelle dient das Ende des
ßurgunderreichs. Dieses ist im Jahre 436
durch die Römer mit Hilfe hunnischer Ritter
zerstört worden.
Das Nibelungenlied ist in sangbaren
vierzeiligen Strophen gedichtet. Die Melodie
ist nicht mehr bekannt. Diese Form ist typisch
für die Heldenepik. Die ca. 2400 Strophen des
Nibelungenlieds sind in 39 aventiuren (sprich:
Aventüren) unterteilt.
Autor
Der Autor des Nibelungenliedes ist nicht
bekannt. In dem Text verarbeitete ein
unbekannter Dichter mehrere Erzählungen,
die schon mehrere Jahrhunderte alt
waren. Einige Geschichten gehen auf die
Völkerwanderung zurück. Die Episoden waren
sowohl mündlich als auch schriftlich von
Generation zu Generation weitergegeben
worden.
Sprache
Das Nibelungenlied ist im Mittelhochdeutsch
des 12. Jahrhunderts geschrieben.
So beginnt das Lied der Nibelungen:
Uns ist in alten maeren Wunders vil
von helden
lobebaeren,von grözer are
von fröuden, höchgeziten,von weinen und
vonklagen,
von küener recken striten muget ir nu
wunder hoeren sagen.
74
X-v firniß
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Herkunft
Die Sage um die Nibelungen ist
ursprünglich ein alter nordischer Stoff
über das Schicksal der Götter. Entstanden
ist er in Island. Später wird daraus ein
mittelalterliches Epos über die Tragik des
menschlichen Lebens. Die heidnischen,
barbarischen Ursprünge der Erzählung sind
erkennbar geblieben.
Das UNESCO-Programm “Memory of the World hat das Nibelungenlied zum
Weltdokumentenerbe ernannt. Die Dichtung wird als eines der bedeutendsten Heldenepen
des europäischen Raumes angesehen und ist vergleichbar mit der griechischen Troja-Sage.
Die drei wichtigsten Handschriften werden in der Bayerischen Staatsbibliothek in München, in
der Bibliothek des Klosters St. Gallen in der Schweiz und in der Landesbibliothek in Karlsruhe
aufbewahrt. Dort liegt auch die älteste der im 13. Jahrhundert verfassten Schriften.
Die Nibelungen, Fritz Lang (1924).
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Zum Weiterlesen
Es reisten: Adelige und Könige, Geistliche, Studenten, Pilger, Boten, Handwerker und Kaufleute
Markt- und Zirkusleute. Manche Gegenden waren gefährlich. Man musste Angst vor Überfällen
haben. Das Reisen war auch nicht billig. Man musste oft Zoll zahlen.
Der Rhein
Länge: 1320 km
Der Rhein ist der größte Fluss Deutschlands und verbindet die Alpen mit der Nordsee. Er
fließt durch die Schweiz, Deutschland, Frankreich und Holland. Der Rhein entspringt in der
Schweiz und fließt in Holland in die Nordsee. Er ist ein schiffbarer Fluss. Schiffe bis zu 3000
Tonnen können den Rhein befahren.Der bekannteste Rheinfall Europas ist der Rheinfall bei
Schaffhausen in der Schweiz.
Die Donau
Länge: 2840 km
Die Donau ist der größte Fluss Österreichs. Sie verbindet 10 Länder
Mittel- und Osteuropas miteinander: Deutschland, Österreich,
Slowakei, Ungarn, Bulgarien, Moldawien, Ukraine, Serbien,
Rumänien, Kroatien.
Die Donau entspringt in Deutschland, im Schwarzwald und
fließt in Rumänien ins Schwarze Meer. Die Donau ist schiffbar.
Wenn sie Hochwasser führt, kann sie für die Schifffahrt
gefährlich werden.
4
Worms
Tourismusstraßen
Worms war die Hauptstadt des Burgunds
und die Residenzstadt der Burgunder
Könige. Worms ist eine der ältesten Städte
Deutschlands. Die Kelten nannten die
Stadt „Borbetomagus“ und die Römer
„Civitas Vangionen“. Kaiser Karl der Große
hatte eine spezielle Beziehung zu Worms.
Wichtige Herrscher wie Heinrich IV., Friedrich
Barbarossa und Friedrich II. machten die Stadt
zum Mittelpunkt ihres Reiches.
Tiersymbole
Das Burgund und
: die Burgunder
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Die Burgunder aus dem Nibelungenlied sind
die Ur-Ur-Ur-Ahnen der heutigen Burgunder.
Nachdem die Hunnen im 5. Jahrhundert das
ursprüngliche Burgunderreich am Rhein und
Main zerstört hatten, machte sich der Rest
jener Helden auf, um im Gebiet der Rhone
eine neue Heimat zu finden.
« Nibelungenmuseum
* Das multimediale Museum ist 2001 in Worms
f eröffnet worden. Es hat einen Sehturm, einen
'1 Hörturm und ein Mythenlabor. Der Besucher
macht eine Reise in die Sagenwelt.
Das Nibelungenlied fasziniert auch heute
noch die Menschen auf der ganzen Welt.
Zwei Touristenstrecken sind in der Region
um Worms entstanden: Sie heißen die
Nibelungen- und Siegfried-Straße und sind
über 100 Kilometer lang Sie durchqueren vier
Bundesländer und gehen von Worms am
Rhein bis Würzburg am Main.
Die Tiere hatten in der germanischen
Mythologie verschiedene Bedeutungen.
Der Falke: Symbol des Mannes
Der Adler: Symbol für königlichen Stolz
Der Drache: Symbol für Heldentum
Der Schatz
der Nibelungen
Der Schatz der Nibelungen oder
Nibelungenhort ist ein märchenhafter Schatz,
der dem König Nibelung im Nibelungenland
(Norwegen) gehörte. Er besteht aus Gold
und Edelsteinen. Wem der Schatz gehört, der
ist unendlich reich und deshalb auch sehr
mächtig.
Teste dich selbst!
1 Wer ist König Günther?
A d l Der König von
Burgund.
B □ Der König von Island.
C d l Der König der
Niederlande.
6 Alberich ist
A □ Ein Zwerg.
B D Ein Ritter.
C □ Ein König.
7 Die Tarnkappe macht
Siegfried
2 Wo liegt Worms?
A d l Im Burgund.
B □ An der Donau.
C d l Bei Wien.
A D Unverwundbar.
B □ Unsichtbar.
C D Unbesiegbar.
8 Was passiert mit Kriemhild
3 Was ist die Donau?
A G Ein Fluss.
B d l Ein See.
C d e i n Wald.
4 Warum stirbt Siegfried?
A D Weil er sein Schwert
verliert.
B □ Weil Kriemhild sein
Geheimnis verrät.
C d l Weil er alt ist.
5 Wer ist Etzel?
A □ Der Ehemann von
Brünhild.
B □ Der König der
Hunnen.
C G Der Bruder von
König Günther.
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am Ende der Geschichte?
A Q Sie kehrt ins Burgund
zurück.
B □ Sie lebt noch viele
Jahre mit Etzel.
C G Sie stirbt.
9 Wem gehört der Schatz
der Nibelungen?
A Q König Günther.
B G s iegfried und
Kriemhild.
C G König Etzel.
Syllabus
T hem en
G erm anische M ythologie
Sagenw elt
H eldenepos
M ittelalter
F eudalherrschaft
K am pf
N eid
Liebe
Treue
Tod
S p r a c h h a n d lu n g e n
zu einem v o rg eg eb e n en T h em a F ragen stellen
auf F ragen antw orten
spezifische In fo rm atio n en v ersteh e n
A blauf ein er G esch ich te erk en n e n u n d w ied erg eb en
N otizen v ersteh e n
A ntw ort sch reib en auf K leinanzeige
Z eitungsartikel v erte h en
W ortschatzarbeit
W ortschatzvertiefu n g
G ram m atik
S atzstruktur
Fragew örter
S teig eru n g sfo rm en des A djektivs
A djektivdeklination
V erneinung
P ossessivartikel
P räp o sitio n en
zu sam m en g esetzte V erben
Perfekt
Futur
W ortbildung
K om parativ
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