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auf drei Krügen finden sich figürliche Darstellungen.
Zum einen ist dies der von Egloff um 390 bis 450 da-
tierte Krug, der auf der Schulter das fragmentarisch
erhaltene Motiv einer von einem Löwen verfolgten
Gazelle aufweist, zum zweiten ein aufwendig deko-
rierter Krug mit drei Bildfeldern, die um den Vasen-
körper angeordnet sind. Eines der Felder zeigt die
frontal ausgerichtete Halbfigur eines Menschen;
im zweiten Feld erkennt man eine auf einem Pferd
reitende Figur und im dritten zwei Gazellen. Auf ei-
nem weiteren Krug, von dem Schulter- und Halspar-
tie erhalten sind, ist ein Fisch dargestellt. Obwohl
das Motiv angebrochen ist, kann man eindeutig die
Schwanzflosse und die fächerartig gemalte Rücken-
flosse eines kleinen Fisches ausmachen. Ein ins
7.Jahrhundert datiertes kleineres Fragment könnte
laut Egloff einen weiteren Fisch darstellen. Das nicht
intakt erhaltene Motiv – eine direkt an einen roten
Streifen anschliessende Schraffur und zwei gebo-
gene Pinselstriche – könnte aber genauso gut Teil
eines geometrischen Dekors sein, wie es auf der
Keramik in den verschiedensten Varianten oft vor-
kommt. Die Deutung als Fisch ist meines Erachtens
reine Spekulation und lässt sich auch nicht durch
Vergleichsbeispiele ähnlicher Art erhärten.
Pflanzliches Dekor findet sich auf mehreren Krü-
gen in Form von zwei grossen Blättern – je ein Palm-
und ein Lanzettblatt –, die zwischen den Henkeln
auf der Schulter des Gefässes angeordnet sind. Eine
verwandte Dekoration weist ein ungebrochen erhal-
tener Krug auf. Dessen Schulter schmückt ein Fries
von drei bis vier lanzettförmigen Blättern. Er ist ins
7.Jahrhundert zu datieren und stilistisch eleganter
ausgeführt als die zuvor erwähnten Beispiele.
Zu den aussergewöhnlichen Stücken gehört der
aus zahllosen Fragmenten zusammengesetzte Krug
in Form eines Vogelkörpers. Die Vase ist fast vollstän-
dig mit verschiedenen ornamentalen Füllmustern
bedeckt. Die Muster haben keinerlei organischen
Zusammenhang mit der Vogelform, das heisst es
werden weder Flügel noch Federn oder sonstige Vo-
gelmerkmale in die Malerei umgesetzt. Abgesehen
von der besonderen Form findet sich auf dem Krug
oberhalb des angesetzten Schwanzes die einzige
Kreuzform, die im Bestand der gesichteten Keramik
vorkommt. Es handelt sich dabei um ein griechisches
Kreuz mit schwarzen Konturen und rot aufgemalten
Punkten an den Endpunkten der Kreuzarme.
Der grösste Teil der Krüge ist mit teilweise der
Pflanzenwelt entliehenen, rein ornamentalen Mus-
tern verziert, wobei die Anordnung in umlaufenden
Friesen überwiegt. Ein Motiv scheint dabei fast auf
jedem zweiten Krug vorzukommen – gezählt wurden
82Beispiele – und zwar unabhängig von der Zeit-
stellung: ein rotes Band, das beidseitig von je einer
schwarzen Linie begrenzt wird. Dieser «rote Streifen»
ist in den allermeisten Fällen ein um das Gefäss lau-
fendes Band, vereinzelt kommt er auch als Bogen-
form, als senkrechter, kurzer Streifen oder Dreieck
vor. Er findet sich nie als einziges Muster auf einem
Krug, sondern steht immer in Zusammenhang ent-
weder mit weiteren Friesen oder dient als rahmende
Begrenzung eines figürlichen Musters. Drei weitere
Formen von umlaufenden Friesen basieren auf der